)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
An österreichischen Unis herrschen Pragmatisierung, Bürokratie und Überverwaltung. Österreich hat europaweit eine der höchsten Drop-out Raten und eine der niedrigsten AkademikerInnenquoten. Die Regierung sieht dieser Vergeudung der Zukunftschancen unserer Jugend tatenlos zu.
Die derzeitige Entwicklung des österreichischen Bildungssystems gefährdet nicht nur die Zukunft der jungen Generation sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und kulturelle Entwicklung unseres Landes. Denn nur ein Bildungssystem, das in der Lage ist, qualifiziertes Personal bereit zu stellen, wird den Wirtschaftsstandort Österreich sichern. Investitionen in die Bildung sind Investitionen in die Zukunft.
Das österreichische Uni-System bewegt sich aber in die entgegengesetzte Richtung: Pragmatisierung und Bürokratie verhindern effiziente Reformen und behindern die Berufschancen junger AkademikerInnen. Eine effiziente Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Universität gibt es nicht, was einer Verschwendung von Wissens-Ressourcen gleichkommt. Den Unis fehlt die Output-Orientierung und in vielen Bereichen die Bereitschaft, auch markt- und zielorientiert zu arbeiten. Jene international angesehenen Spitzenleistungen, die österreichische Forschung in einigen Fachbereichen erbringt, gibt es nur mit viel Eigeninitiative der ForscherInnen und gegen die versteinerte, leistungshemmende Uni-Landschaft.
Die Reformen, die die Regierung in den vergangenen Jahren im universitären Bereich durchgeführt hat, waren halbherzig. Jedes Jahr haben die Regierungsparteien im Parlament neue Reformen beschlossen, ohne dass diese mit denen des Vorjahres, die oft noch gar nicht umgesetzt waren, etwas zu tun hatten. Ihnen fehlt und fehlte jegliche Orientierung und ein zielgerichtetes Konzept, wohin sich die universitäre Ausbildung in Österreich entwickeln und wie sie strukturiert sein soll. Das ist selbst dem Bundeskanzler klar: Er hat jüngst seinen Wissenschaftsminister aufgefordert, die Universitäten "fit" zu machen. Da fragt man sich dann doch, was die Regierung und Minister Einem in den letzten Jahren so gemacht haben. Das ist ein klares Eingeständnis des Scheiterns. Die Regierung hat genau dazu jahrelang Zeit gehabt und hat daher auch die derzeitige Situation zu verantworten.
Die Liberalen fordern daher ein "Zurück an den Start" und eine Totalreform der Universitäten. Das liberale Konzept sieht eine umfassende Reform des Bildungssystems vor, in das auch die 7. und 8. Klasse Gymnasium einbezogen werden. Ein Teil des Studiums soll hier bereits vorweggenommen werden. Schon in den letzen beiden Oberstufenjahren müssen die eigenen speziellen Interessen entwickelt, die Selbstständigkeit des Lernens gefördert und die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens erlernt werden.
Zweiter zentraler Punkt ist die volle Autonomie für die Hochschulen. Sie dürfen weder staatliche Anstalten noch nachgeordnete Behörden sein. Der Staat muss in seiner Rolle gegenüber den Hochschulen zu einer neuen Bescheidenheit finden. Die langjährige staatliche Fremdsteuerung hat der Qualität der Ausbildung massiv geschadet. Hochschulen benötigen nicht nur Finanzautonomie, sie müssen auch selbständige Dienst- und Bauherrn werden.
Nach liberalen Vorstellungen schließen die Unis einen Vertrag mit dem Staat, der die Budgetmittel an bestimmte Ziel- und Leistungsvorgaben bindet. Das Ministerium fungiert als Kontrollor, ob diese Vorgaben eingehalten werden, und sichert so die Qualität der Ausbildung und gewährleistet einen offenen Hochschulzugang.
Nur auf dieser Basis kann der Wettbewerb zwischen den Hochschulen angekurbelt werden. Und ein funktionierender Wettbewerb ist der erfolgreichste Weg zu Qualitätssicherung von Lehre und Forschung. Eine Leistungsevaluierung muss Folgen haben können. Das herrschende Dienstrecht als konzequenzverhindernder Fels in der Brandung und die derzeitige Uniorganisation verhindern das. Tatsächliche Leistungsgarantie und Evaluierung sind nur an einer autonomen Uni möglich, die sich ihre LehrerInnen selbst aussuchen kann.
Sobald die Universitäten in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen, müssen sie sich auch - in ihrem eigenen Interesse - um ihre StudentInnen bemühen. Sie müssen Qualität anbieten und sie müssen zu einem kundengerechten, d. h. serviceorientierten Verhalten finden.
In Verbindung mit den vorbereitenden Oberstufenjahren würde eine solche Serviceorientierung die Studiendauer wesentlich verkürzen und das Verschwenden von wertvollen Lebensjahren in vollgestopften Hörsälen hätte ein Ende. Parallel dazu würde die Qualität von Lehre und Forschung über das Wettbewerbselement und die staatlichen Zielvorgaben gesichert. Ein leistungsfähiges Bildungssystem ist ohne diese Faktoren undenkbar. Das liberale Modell vereint sie in einem zukunftsweisenden Konzept.
Univ.Prof. DDr. Christian Köck ist Wissenschaftsexperte und Nationalrats-Kandidat des Liberalen Forums. Foto: APA