Schützenhilfe aus Deutschland erhielt gestern die Regierung für ihren Entwurf zur Universitäts-Reform: Der Präsident der TU München, Wolfgang Herrmann, zeigte sich vom eingeschlagenen Weg "beeindruckt".
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"Das Bildungswesen ist in seiner Mentalität sehr traditionell, Änderungen werden daher eher skeptisch betrachtet", erklärt Herrmann die teils heftige Ablehnung, auf die der von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ausgesandte Entwurf zur Uni-Reform bei den Betroffenen selbst stieß.
Für den Entwurf selbst fand Herrmann in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit VP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek lobende Worte: Strukturell gehe der Entwurf in eine Richtung, die er sich für die bayerische Reform 1996 gewünscht hätte. Insbesondere der eingeschlagene Weg in Richtung Autonomie sei für ihn beeindruckend. Dazu gehöre auch die Professionalisierung der Universitäts-Leitung, die es "für Spitzenleute zu attraktivieren" gelte, sowie die nunmehr mögliche persönliche Zuordnung von Verantwortung.
Den heftig umstrittenen Uni-Rat sieht Herrmann als "absolut notwendig" an, sofern er "richtig gemacht" werde. Er fungiere als kritische Distanz. Die im Entwurf vorgesehene Anzahl von fünf Personen ist dem Präsidenten der TU-München jedoch zu wenig; er würde diesen auf sieben Personen vergrößern.
Für Brinek hat sich das Umfeld zu grundlegend verändert, als dass die Universitäten noch länger in den alten Strukturen arbeiten könnten: "Diese Ministerial-Universität ist am Ende." Eine moderne Hochschule müsse Abschied nehmen vom zentralistischen Denken. Brinek betonte auch nochmals, dass die Diskussion über den Entwurf noch nicht abgeschlossen sei und es sich nach wie vor um einen offenen Prozess handle. Den Vorwurf mangelnder Gespräche zwischen Ministerium und betroffenen Gruppen wies die VP-Wissenschaftssprecherin vehement zurück.
Unter dem Motto "24 Stunden im Zeichen des UG" findet heute an den heimischen Universitäten ein Aktionstag statt. Studenten und Uni-Lehrer protestieren dabei gegen den Entwurf eines neuen Universitätsgesetzes. Gleichzeitig thematisieren die Oppositionsparteien die Kontroverse in der heutigen Nationalratssitzung. Am Vormittag bringen die Grünen in der Aktuellen Stunde das Thema aufs Tapet, am Nachmittag richtet die SPÖ eine Dringliche Anfrage an Bildungsministerin Gehrer.
Unterdessen haben sowohl die TU-Graz als auch die Uni-Klagenfurt ihre Ablehnung des Entwurfs bekundet.