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Universitäten als "Think Tank" für die Wirtschaft

Von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer

Wirtschaft

Österreich muss sich als Wirtschaftsstandort den neuen Herausforderungen stellen. Das heißt, mit neuen innovativen Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Wirtschaft und Wissenschaft müssen dabei als vernetzte Bereiche gesehen werden, die sich effizient ergänzen.


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Die Wissenschaft ist schon längst aus dem so genannten "Elfenbeinturm" hinausgetreten und agiert flexibel. Um unseren Wissenschaftern den Weg in die Selbstständigkeit zu erleichtern und sie auch dazu zu motivieren, wurde die Aktion "Wissenschafter gründen Firmen" ins Leben gerufen. Bereits seit 15 Jahren ist diese Aktion ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zur Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die wirtschaftliche Praxis. 179 junge Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben diese Möglichkeit der einmaligen finanziellen Unterstützung beim Aufbau der Infrastruktur angenommen und 163 Firmen gegründet. Rund die Hälfte der neuen Firmen ist im Bereich "Technik" tätig.

Ein Viertel der "Neuen" besonders erfolgreich

Eine aktuelle Evaluierung zeigt, dass ein Viertel dieser Firmen sogar als "besonders erfolgreich" wirtschaftend einzustufen ist. Dieses Ergebnis soll noch mehr jungen WissenschafterInnen Mut zur Unternehmensgründung machen und ihnen einen Anreiz zum Weg in die Selbständigkeit geben: Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft braucht Österreich mehr neue und innovative Unternehmen. Die Aktion, die gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals durchgeführt wird, ist ein wichtiges Element in unseren Bemühungen, Wissenschaft und Wirtschaft einander näher zu bringen.

Der "Rohstoff" Wissen wird für eine moderne Volkswirtschaft immer wichtiger - es ist daher auf mehreren Ebenen anzusetzen und im gesamten Ausbildungsbereich eine konstruktive Zusammenarbeit zu forcieren. So verpflichtet das UniStG die Universitäten nunmehr, sämtliche Studienpläne neu zu gestalten. Im Rahmen dieser Neugestaltung muss Kontakt mit der Wirtschaft und der Gesellschaft aufgenommen werden, um deren Anforderungen bereits in den Studienplänen zu berücksichtigen. Weiters müssen spezielle Verwendungsprofile für die AbsolventInnen erstellt werden. Die wichtigste Form des Wissenstransfers erfolgt aber nach wie vor im Bereich der "Human Resources", der Versorgung des Arbeitsmarktes. An insgesamt 121 Studienstandorten werden deshalb AkademikerInnen in wirtschaftsnahen Studien ausgebildet; rund 5.000 Studierende (40% aller AbsolventInnen) erwerben jährlich einen Erstabschluss in den ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen.

Auf allen Bildungsebenen ansetzen

Der Bedarf der Wirtschaft an spezifisch ausgebildeten Nachwuchskräften ist weiterhin ungebrochen und kann in manchen Bereichen, wie etwa in der Informatik, zur Zeit gar nicht ganz abgedeckt werden. Speziell im IKT-Bereich (Informations- und Kommunikationstechnologie) müssen Schwerpunkte gesetzt werden - der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften wird in Studien zwischen 15.000 und 50.000 angesetzt.

Ab Herbst gibt es daher 13 weitere neue Fachhochschul-(FHS-)Studiengänge in diesem Bereich. Mit der praxisorientierten Ausbildung in den Fachhochschulen erhalten 11.600 junge Menschen somit die Chance, in einen zukunftsorientierten Bereich einzusteigen.

Spezielle Angebote in den Schulen

Die Grundlage für wirtschaftsfreundliches Denken und das Verstehen für wirtschaftliche Zusammenhänge muss schon in der Schule gelegt werden. Daher wurden spezielle Bildungsangebote in den letzen Jahren in Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft ausgearbeitet.

An Schulen wird in Übungsfirmen praxisnah gearbeitet, Schulen können im Projekt "Junior Enterprise" eigene Firmen gründen. Durch spezielle Vereinbarungen mit Firmen können etwa Notebook-Klassen eingerichtet, Zertifikate im IT-Bereich oder der "Europäische Computerführerschein" erworben werden.

Wirtschaftsrelevantes Know-How an den Unis

Dass an den Unis wirtschaftlich relevantes Know-How in hohem Ausmaß vorhanden ist, beweisen viele Kooperationen mit der Wirtschaft: Nicht weniger als rund 1.400 Projekte und Gutachten werden jährlich im Auftrag der Wirtschaft an den technischen, naturwissenschaftlichen sowie den sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten abgeschlossen. Weiters wurden Programme zur Gründung von Kompetenzzentren (Kplus), PostDoc für die Wirtschaft und Kooperationen Fachhochschulen-Wirtschaft vom Ministerium initiiert und werden von der Technologie-Impulse Gesellschaft (TIG) bzw. vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und dem Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft betreut. An allen Kompetenzzentren sind Universitätsinstitute maßgeblich beteiligt.

Kooperationen auf internationaler Ebene

Im Rahmen der internationalen Forschungskooperation, vor allem in den EU-Rahmenprogrammen für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration arbeiten Unternehmen und Universitäten zusammen und reichen gemeinsam Projekte anwendungsorientierter Forschung ein, die zusammen mit ausländischen Partnern durchgeführt werden. So haben Universitätsinstitute an rund 30% der 1.500 unter österreichischer Beteiligung eingereichten Projekte des 4. Rahmenprogramms 1995 bis 1998 teilgenommen. Der gesamte Rückfluss nach Österreich aus diesem Programm betrug 2,6 Mrd. Schilling.

Die Universitäten sind also nicht nur ein wichtiger "Think Tank" für die Wirtschaft und die Gesellschaft, sondern auch ein starker Partner. Wirtschaft und Wissenschaft müssen aber noch enger zusammenrücken, denn künftig wird es sich keiner dieser Partner leisten können, auf den anderen zu verzichten.