Immer mehr Universitäten gehen an die Öffentlichkeit, um auf ihre prekäre Budgetsituation aufmerksam zu machen. Während Bildungsministerin Elisabeth Gehrer versucht, die Rektoren zu beschwichtigen, dass ab nächstem Jahr mehr Geld zur Verfügung stehen werden, steht bereits fest, dass viele Unis das heurige Jahr in den roten Zahlen beenden werden.
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Besonders schmerzhaft ist für die Universitäten der Wegfall der sogenannten Universitätsmilliarde, die im letzten Jahr österreichweit über 70 Mill. Euro betragen hatte. Ein weiterer schwerwiegender Kritikpunkt ist das Einfließen der Studiengebühren in das Gesamtbudget. Die versprochene Freigabe der Gebühren an die Universitäten könnte sogar, nicht wie angekündigt mit erstem Jänner, sondern erst mit Mai 2004 erfolgen, betonen die Universitäten und die Hochschülerschaften.
Rektor Georg Winckler von der Uni Wien bezifferte den "Verlust" für seine Universität mit mindestens 20 Mill. Euro. Dazu käme dann noch die Nicht-Finanzierung der Implementierung des UG02. Der größte Brocken dabei ist die Einrichtung einer eigenen Medizin-Uni.
Die Umsetzung des neuen Autonomiegesetzes gibt an den meisten Hochschulen Anlass zur Sorge. Obwohl die Mittel gekürzt werden, müssten gerade heuer enorm viele Zusatzaufwendungen für die Vorbereitung auf die neue Organisationsform der Unis getätigt werden. Doch wie es der Vizerektor der TU Wien, Gerhard Schimak, formulierte: "Im November und Dezember werden wir nich einmal mehr die Strom- und Heizungskosten bezahlen können."
Etliche andere Universitäten befürchten einen Zusammenbruch der Lehre. In der Universität für Angewandte Kunst in Wien wurde intern sogar schon über eine Teilschließung der Hochschule ab dem Herbst nachgedacht. Um 33 Prozent würden die Mittel der Uni gekürzt, führt Rektor Gerald Bast aus. Investitionen und Ankäufe können auch an dieser Hochschule nicht getätigt werden. Aber auch der bereits ausgebaute Dachboden kann wegen der Budgetnot nicht genutzt werden.
Die Boku beklagt besonders die Auswirkungen der Budgetkürzung auf die Forschung. Bestehende Projekte seien zum Teil gefährdet und an eine Erhöhung der Forschungsquote, wie von der Bundesregierung avisiert, könne nicht gedacht werden, so Vizerektor Hubert Dürrstein.
Das Erreichen eines besseren Status der österreichischen Hochschulen im internationalen Vergleich sehen etliche Rektoren durch die prekäre budgetäre Situation gefährdet. Der Rektor der TU Graz, Erich Hödl, etwa sieht "bleibende Wettbewerbsnachteile". Seine Uni verliert etwa sechs Mill. Euro durch die Kürzungen.
Eine ähnlich hohe Summe büßt die Uni Graz ein, die - wie auch die Uni Wien - eine Medizin-Uni einzurichten hat. Rektor Lothar Zechlin betont außerdem, dass die Universität, wie viele andere auch, kaum Einsparungsmöglichkeiten habe, da 93 Prozent der Ausgaben Fixkosten seien. An die versprochene Verbesserung der Budgetsituation ab 2004 glaubt Zechlin nicht.
Gehrer verteidigte letzte Woche erneut das knappere Budget 2003 mit dem Verweis auf das kommende Jahr, in dem mehr Geld zur Verfügung stehen werde. Die Uni-Milliarde sei auch nicht verschwunden, sondern abzüglich einiger Abschläge nach wie vor im Budget enthalten. Den "hohen Schulen und ihren Managern" sei es durchaus zuzumuten, bis ins Jahr 2004 zu planen: Heuer müssten Lehre und Forschung gesichert werden, 2004 könnten die Unis dann wieder Investitionen tätigen, so Gehrer.
Eben diese Sicherung der Lehre und Forschung ist aber laut einigen Rektoren und Vertretern der Hochschülerschaften der Universitäten nicht gegeben. Die Geldmittel für die Uni seien teilweise noch unter dem "Schreckensjahr des Sparpaketes 2000", wie es der Rektor er Uni Linz, Rudolf Ardelt, formulierte. Die Unis verlangen nun, dass das reale Budget 2003 nicht unter dem von 2003 liegt und sie wollen eine gesonderte Finanzierung der Implementierung des UG02.