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UNO-Bericht könnte Bush vor ein Dilemma stellen

Von Tom Raum, AP

Politik

Washington - Die UN-Rüstungsinspektoren haben bisher offenbar keinerlei Hinweise auf verbotene Waffen im Irak entdeckt, die von der US-Regierung als Begründung für einen Angriff auf das Land angeführt werden könnten. Der erste umfassende Bericht der Inspektoren wird Ende des Monats erwartet. Einige Verbündete der USA haben zu den Planungen eines möglichen Angriffs Bedenken angemeldet. Der Zeitplan einer möglichen Militäraktion kommt damit ins Wanken.


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Zwar setzt das Pentagon den Truppenaufmarsch am Golf unvermindert fort, doch denken die Militärstrategen in Washington und London bereits über eventuelle Konsequenzen nach, sollte der UN-Bericht keine Beweise für irakisches Fehlverhalten liefern. Das Weiße Haus könnte dann gezwungen sein, weitere Verzögerungen hinzunehmen oder mit einem Alleingang die Verärgerung der Verbündeten zu riskieren.

Der Irak verfügt nach eigener Darstellung nicht über Massenvernichtungswaffen. USA und Großbritannien vermuten, dass Saddam Hussein diese Waffen nur besonders gut versteckt. Der britische Außenminister Jack Straw hat jüngst angedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs auf unter 50 Prozent gefallen sei. Nachdem die Atomkrise in Nordkorea in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit geraten ist, scheint die Unterstützung für einen Krieg im Irak etwas nachzulassen.

Auch die Forderungen nach einer zweiten UN-Resolution vor einem möglichen Angriff auf den Irak werden lauter. Und seit Anfang des Monats ist Deutschland im Sicherheitsrat vertreten - mit der Regierung von Gerhard Schröder, die einem solchen Angriff ausgesprochen kritisch gegenüber steht. Der Bericht der Inspektoren am 27. Jänner kommt für Bush darüber hinaus zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Nur einen Tag vor seiner Rede zur Lage der Nation. Beobachter warten mit Spannung auf Bushs Reaktion, sollten die Rüstungskontrollore in ihrem Bericht feststellen, dass sie keine Hinweise auf Waffenprogramme entdeckt haben.

"Die USA müssen dann eigene Beweise vorlegen, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gibt, oder beschließen, ihr Programm dennoch durchzuziehen", sagt der Physiker David Albright, Präsident des Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) in Washington und früherer Atomwaffeninspektor im Irak. Für Eile gebe es außer dem Wunsch, in den kühleren Wintermonaten Krieg zu führen, keinen zwingenden Grund.

Einige Regierungsvertreter in Washington klammern sich an die Hoffnung auf einen Umsturz im Irak. US-Flugzeuge werfen seit längerem Flugblätter über dem Land ab, in denen die Bevölkerung zur Mithilfe aufgefordert wird.