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"UNO-City ist ein Vorzeigemodell"

Von Alexander U. Mathé

Politik

UNO in Wien dürfte von Budgetkürzungen verschont bleiben. | Konvention zur Korruptionsbekämpfung tritt heute, Mittwoch, in Kraft. |


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"Wiener Zeitung":Den Vereinten Nationen wird oft vorgeworfen, nicht effizient zu sein. Welchen Stellenwert hat die Organisation heute noch?Antonio Maria Costa: Die UNO leidet oft darunter, dass man unrealistische Ansprüche an sie stellt. Ihr zweiter Generalsekretär, Dag Hammarskjöld, hat es einmal auf den Punkt gebracht: Es nicht die Aufgabe der UNO, den Himmel auf Erden zu schaffen, sondern die Hölle zu vermeiden.

Gerade bei der Friedenserhaltung gehen die Vereinten Nationen doch sehr zahm vor. Zudem treiben die USA ihre eigene Friedenspolitik voran. Wo bleibt da Raum für die Legitimation der UNO?

Die Vereinten Nationen wurden gegründet, als die Welt nach dem desaströsen Zweiten Weltkrieg nach Frieden schrie. Später waren sie hauptsächlich damit beschäftigt, zwischen dem Ost- und dem Westblock zu verhandeln. Jetzt gibt es nur noch eine Supermacht. Ich bin der Überzeugung, dass die USA ein Gegengewicht benötigen. Es stimmt zwar, dass die UNO kein eigenes Militär hat, keine Befugnis Verhaftungen vorzunehmen, keine Steuerautorität ist und keine Möglichkeit hat, Abkommen zu überstimmen. Dafür ist sie die einzige, die die Probleme aus einer globalen Perspektive angeht. Als Repräsentantin der ganzen Welt leitet sich ihre Legitimität aus ihrer Universalität ab.

Wie ist gerade in diesem globalen Zusammenhang der Sitz der UNO in Wien einzustufen?

Die zunehmende Bedeutung sicherheitspolitischer Themen wie Drogen, Kriminalität oder Terrorismus hat aus Wien einen sehr wichtigen Standort der UNO gemacht. Es mag vielleicht angeberisch klingen, aber die Büros in Wien haben in der gesamten Organisation eine sehr gute Reputation. Viele halten sie für ein nachahmenswertes Modell. Die UNO-City ist anerkanntermaßen ein Centre of Excellence.

Sie können also auf eine breite Rückendeckung innerhalb der Vereinten Nationen zählen?

Beim Treffen der Staatschefs aus aller Welt in New York im September 2005 ist die Bedeutung der Arbeit von UNODC (UN-Organisation zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität mit Sitz in Wien, Anm.) besonders hervorgestrichen worden. Sie haben dafür plädiert diese Institution zu stärken. Auch deshalb ist der Mittwoch ein großer Tag. Da tritt nämlich die UN-Konvention gegen Korruption in Kraft.

Budgetkürzungen der UNO dürften unausweichlich sein. Stellen sie eine Gefahr für den Standort Wien dar?

Die Generalversammlung in New York berät derzeit noch über das Budget 2006-2007. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob Kürzungen auch Wien betreffen werden. So wie es zur Zeit aussieht, wird es aber nicht dazu kommen.

Fühlen Sie sich von Österreich ausreichend unterstützt? Letztlich wurden Stimmen laut, die Regierung vernachlässige die UNO.

Dem kann ich, sozusagen als Bürgermeister der UNO-City, nicht zustimmen. Im Gegenteil. Präsidenten, Kanzler, Außenminister und Wiener Bürgermeister haben uns stark unterstützt. Natürlich könnte immer mehr gemacht werden.

Was wäre das zum Beispiel?

Das Verkehrsaufkommen rund um die UNO-City ist zu stark. Wir hoffen, dass sich da noch eine Lösung findet.

Wie sehen Sie die UNO-Politik Österreichs?

In der Region hat Österreich natürlich primär ein Interesse daran, seine Nachbarländer zu stabilisieren, speziell am Balkan. Das deckt sich mit unseren Interessen und wir hoffen auch sehr auf die Hilfe Österreichs, zumal ja dieser Region ein besonderer Schwerpunkt bei der kommenden EU-Ratspräsidentschaft zukommen wird.