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Regelwerk steht im Kreuzfeuer der Kritik. | Studenten orten "Katastrophe". | Wien. Ab kommendem Semester wird das sogenannte "Punkte- und Präferenzsystem" in zahlreichen Studienprogrammen - wie zum Beispiel am Publizistik- und Theaterwissenschaftsinstitut - neu eingeführt. In der Studentenschaft sorgt das für Unruhe. Denn die Einführung dieses Systems hat in anderen Studienrichtungen in der Vergangenheit zu Durcheinander geführt. Überwiegend negative Erfahrungen machten bisher Studierende der Ernährungswissenschaft, die zu Beginn des Sommersemesters 2009 dieses System eingeführt haben. Positive Erfahrungen machte hingegen das Institut für Rechtswissenschaften.
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Laut Punkte-Regelung erhält jeder Studierende 1000 Punkte für Lehrveranstaltungs- und Prüfungsanmeldungen. Diese Punkte muss der Studierende während des Semesters auf verschiedene Lehrveranstaltungen und Prüfungen setzen, um sich anzumelden.
Das Präferenzsystem funktioniert, indem der Student Lehrveranstaltungen der gleichen Kategorie wählt und seine erste, zweite und dritte Wahl angibt. Es gilt das Prinzip: "Je mehr Punkte man setzt, desto wahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Anmeldung", heißt es auf den Informationsseiten der Universität Wien. Die Folgerung daraus ist jedoch auch, dass, je mehr Punkte gesetzt werden, umso weniger Lehrveranstaltungen möglich sind.
"Man muss sich ganz genau überlegen, was man machen will, und letztendlich zurückschrauben. Das kann engagierte Studenten zurückwerfen", warnt Katharina Fadanelli von der Studienvertretung Ernährungswissenschaft.
Einheitliche Anmeldung
Sinn dieser Neueinführung des Anmeldesystems ist, dass dadurch an den verschiedenen Instituten der Universität Wien eine einheitliche Anmeldung für alle Studierenden möglich sein soll, berichtet Cornelia Blum, Pressesprecherin der Universität Wien.
Durch diese Umstellung sind Studierende nur noch mit einem Anmeldesystem konfrontiert, und nicht mit den verschiedensten Regelungen unterschiedlicher Institute. Dies solle laut Blum "zu einer Vereinfachung der Anmeldung führen". Die Meinungen der Studierenden gehen bei diesem Thema auseinander. Manche sprechen von einer "Katastrophe", während andere zufrieden damit sind.
An den Ernährungswissenschaften gab es zudem Kinderkrankheiten: "Das System war fehlerhaft. Auch wenn man 400 Punkte auf eine Prüfung setzte, stand man auf der Warteliste und konnte nicht sicher sein, ob man auch tatsächlich zur Prüfung antreten kann", so eine 20-jährige Studentin.
Es kam sogar vor, dass eine Studentin erst zehn Minuten vor Prüfungsbeginn erfuhr, dass sie von der Warte- auf die Prüfungsliste kam. "Das ist leistungsfeindlich und man verliert die Freude am Studieren", beschwert sich die Studierende. Seitens der Universität Wien heißt es, dass es sich nicht um ein leistungsfeindliches System handle, sondern dass es aus Kapazitätsgründen oft nicht möglich ist, alle Wunschtermine zu berücksichtigen. "Jede Prüfung kann abgelegt werden", versichert Blum gegenüber der "Wiener Zeitung". Das Problem ist aber, dass zwischen den Prüfungsterminen oft sechs Monate liegen und man Zeit verliert.
Auch bei der Anmeldung für Lehrveranstaltungen gab es Probleme, berichtete Studentenvertreterin Fadanelli. Zu Beginn des Semesters war oft nicht klar, ob bestimmte Kurse, für die man sich erst während des Semesters anmelden konnte, überhaupt stattfinden werden. Das erschwerte die genaue Planung und Einteilung der Punkte.
Unannehmlichkeiten ortete man ebenfalls am Institut für Biologie: "Es ist schwer abzuschätzen, ob man in das Seminar hineinkommt", meint die Studienvertreterin des Biologieinstituts. Ein weiteres Problem ist die Zeiteinteilung. "Man kann in kein Seminar hineinkommen oder auch in vier gleichzeitig", erzählt eine Studentin für "Internationale Entwicklung".
Obwohl diese Regelung noch viele Mängel aufweist, gibt es auch Vorteile: Das Computersystem bricht nicht mehr zusammen, weil sich alle Studierenden gleichzeitig auf die Lehrveranstaltungen stürzen. Die Mängel bei der Übersichtlichkeit will man beheben, rechtzeitige Information sollen eine Vorausplanung ermöglichen.