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Unschöne Szenen um japanische Schönheit

Von Alexander U. Mathé

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Die neue Miss Universe Japan sorgt für Aufregung, weil sie für viele nicht ins traditionelle Weltbild passt.


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Miyamoto ist schön wie keine andere Japanerin. Das hat ihr den Titel Miss Universe Japan eingebracht. Wenn sie dann im Jänner den Kampf um den Titel der Schönsten des Universums aufnimmt, wird sie zu den Favoritinnen zählen. Das liegt vor allem an ihrem Äußeren und ihrem gewinnenden Wesen, aber auch am medialen Echo. Denn in der Presse wird sie gefeiert, genauer gesagt in der ausländischen Presse. In Japan selbst herrscht relative mediale Ruhe um ihre Person. Das, obwohl dort im Internet große Aufregung herrscht. Allerdings nicht so, wie man es vermuten würde: Viele Japaner sind über ihre Wahl zur Miss Universe Japan entrüstet. Sie repräsentiere nicht das Gesicht Japans, heißt es. Ariana Miyamoto ist nämlich zur Hälfte eine Schwarze. Ihre Mutter führte eine kurzlebige Ehe mit einem afroamerikanischen Matrosen und Ariana war das Produkt dieser flüchtigen Liebe. "Hafu" nennen die Japaner solche Menschen, aus dem englischen Wort "half" ("halb") entlehnt; man ist zwar kein Ausländer, aber auch nicht wirklich ein Japaner. In Japan fällt Miyamoto besonders auf. Besteht doch die 127 Millionen starke Bevölkerung zu 98,5 Prozent aus ethnischen Japanern. Die verbleibenden 1,5 Prozent rekrutieren sich zum Großteil aus Koreanern und Chinesen. Der Rassismus hat die 21-Jährige ein Leben lang begleitet. In der Schule wurde sie gemobbt, wobei die Bezeichnung "Hafu" noch die charmanteste war. Oft genug bekam sie von Schülern und Eltern "Kurombo" zu hören, jenen Ausdruck, der auf eine despektierliche Einstellung gegenüber Schwarzen schließen lässt. Auch ein Aufenthalt bei ihrem Vater in den USA löste das Problem nicht. Nachdem sie sich anfänglich noch unter Schwarzen zu Hause fühlte, berichtet sie der "New York Times", dass sie ihre mangelnden Englischkenntnisse frustrierten und sie sowohl von weißen als auch von schwarzen Mitschülern als Außenseiterin behandelt wurde. Anekdotisch sind hingegen ihre Erzählungen aus späteren Jahren. In Restaurants erhalte sie automatisch die englische Karte und werde dafür beglückwünscht, wie gut sie mit Stäbchen zu essen verstehe. "Ich habe mein ganzes Leben in Japan verbracht, aber wenn ich den Leuten sage, dass ich Japanerin bin, sagen sie: ,Nein, das kannst Du nicht sein‘", erklärt Miyamoto ihre Situation. Auch jetzt, nach dem Titelgewinn, fragen sie Journalisten: "Welcher Teil von Ihnen ist am ehesten japanisch?" Doch der Sieg ist auch ein Zeichen dafür, dass Japan beginnt, ein multikulturelleres Bild von sich selbst zu haben. Und so hielten schon bald viele den Kritikern, die sich über den Mangel an Japanischem der Schönheit aufregten, entgegen. Eines der Postings brachte es auf den Punkt: "Wieso sollte eine Japanerin, die in Japan geboren und aufgewachsen ist, nicht auch als solche gelten?"