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Hinweise auf einen Justizirrtum mehren sich. | Washington. (afp) 88 Minuten vor der Hinrichtung von Cameron Todd Willingham bekommt der texanische Gouverneur Rick Perry einen Bericht vorgelegt. Der Verurteilte sei unschuldig, heißt es darin unumwunden. Der Republikaner Perry lehnt es 2004 dennoch ab, die Hinrichtung auszusetzen. Der Fall interessierte vor fünf Jahren kaum jemanden in Texas, wo mehr Menschen hingerichtet werden als in jedem anderen Staat der USA. Aber der Geist Willinghams ist zurückgekehrt: Die Hinrichtung des Mannes sorgt jetzt landesweit für Schlagzeilen und bringt auch Perry in Bedrängnis.
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Kein US-Staat hat jemals offiziell eingeräumt, einen Unschuldigen hingerichtet zu haben. Und der erzkonservative Perry, seit neun Jahren im Amt, wäre wohl der letzte, der einen solchen Fehler einräumen würde. Aber seit Willinghams Hinrichtung im Jahr 2004 hat es zahlreiche weitere Berichte unabhängiger Experten über den Fall gegeben. Sie kommen alle zu dem gleichen Urteil: Willingham, der verurteilt worden war, weil er 1991 sein Haus in Brand gesetzt und dabei seine drei Töchter getötet haben soll, war unschuldig.
Den letzten dieser Berichte hat der Brandexperte Craig Beyler vorgelegt. "Die am Ort des Geschehens gefundenen Spuren erlauben es nicht, auf einen mit Absicht gelegten Brand zu schließen", sagt er. Anfang Oktober hätte Beyler seine Schlussfolgerungen der Justizkommission von Texas vorlegen sollen, deren Aufgabe es ist, Justizirrtümer aufzudecken und künftig zu vermeiden. Seine Anhörung wäre möglicherweise der erste Schritt für eine Wiederaufnahme des Falls gewesen.
Doch dazu kommt es nicht. Zwei Tage vor der geplanten Anhörung entscheidet Perry, drei Mitglieder der Kommission abzusetzen, unter ihnen den Vorsitzenden, den Anwalt Sam Bassett. Die Anhörung Beylers wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Der republikanische Gouverneur wolle die "Untersuchung lahm legen", sagt Bassett. Falsch, entgegnet Perry. Die Amtszeit der Kommissionsmitglieder sei bereits abgelaufen gewesen.
Doch der Ruf nach einer neuen Untersuchung wird lauter, im ganzen Land verlangen Kommentatoren Aufklärung. Die "Los Angeles Times" fordert eine "vollständige Untersuchung und einen öffentlichen Bericht". Für Perry könnte das gefährlich werden: 2010 stehen Gouverneurswahlen an, ein unschuldig Hingerichteter passt da nicht ins Konzept. Das sei auch der Grund für Perrys Versuch, eine "ehrliche und vernünftige" Untersuchung hinauszuzögern, sagt Steve Hall, Gegner der Todesstrafe.
Zumal noch nicht einmal feststeht, ob die Republikaner Perry auch als ihren Kandidaten ins Rennen schicken werden. Seine größte republikanische Konkurrentin, die Senatorin Kay Bailey Hutchison, nutzt die Gunst der Stunde. Sie wirft Perry vor, die Existenz der Todesstrafe zu gefährden, weil er es zulasse, dass sich im Fall Willingham die Zweifel mehren.