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Die Zahl der Hitzetage vervielfacht sich. Klimawandel und Bodenverbrauch erfordern ein neues Wirtschaftsdenken.
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Zunehmende Naturkatastrophen durch den Klimawandel und der rasant fortschreitende Bodenverbrauch sind die größten Herausforderungen für die österreichische (Land-)Wirtschaft. Neben der Gefährdung von Existenzen bringen diese vor allem eines mit sich: Sie sind teuer! So verursachten Unwetterextreme in den vergangenen zehn Jahren allein in Österreichs Landwirtschaft einen Gesamtschaden von knapp 2 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon bedingt durch die Trockenheit. Das Fatale: Wir müssen in Zukunft vermehrt mit extremer Trockenheit rechnen.
Das zeigt uns auch die Zahl der Hitzetage, also der Tage mit mindestens 30 Grad Celsius. Gab es in den 1980 und 1990er Jahren noch zwischen drei und zwölf Hitzetage, zählen wir mittlerweile das Dreifache. Werden die Klimaziele von Paris nicht eingehalten, müssen wir im Jahr 2100 mit 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr rechnen. Der kostenintensive Klimawandel lässt also die Temperaturen ansteigen und macht somit den Sommer zu einer Jahreszeit der Gefahren für den standortgebundenen Agrarsektor. Generell werden auch andere Wetterextreme wie Hagel, Sturm, Überschwemmungen etc. zunehmen.
Selbstversorgung gefährdet
Dass sich die Erde durch das Verbrennen fossiler Energie erwärmt, spüren wir alle gerade aktuell durch den ausbleibenden Schnee in den Niederungen. Neben der Erderwärmung sind wir in Österreich auch zusätzlich mit der Zerstörung unseres Naturraumes konfrontiert: So werden Agrarflächen durch Verbauung grob fahrlässig für immer aus der Produktion genommen und damit zerstört. Österreich ist hier Europameister - allerdings im negativen Sinn: 11,3 Hektar (umgerechnet 16 Fußballfelder) Äcker und Wiesen werden pro Tag für den Bau von Straßen, Supermärkten, etc. aus der Produktion genommen. Die Konsequenz: Überschwemmungsschäden in Folge von Starkniederschlägen nehmen weiter zu, da durch die Verbauung wertvoller Wasserspeicher verloren geht.
Faktum ist: Wenn wir im Kampf gegen den Klimawandel nicht alle an einem Strang ziehen, wird ein Sommer oder Winter wie der jüngste in wenigen Jahrzehnten zur traurigen regelmäßigen Realität. Angesichts ausbleibender Niederschläge und steigender Temperaturen, aber auch durch die Verbauung unserer Äcker und Wiesen ist zudem die Selbstversorgung Österreichs mit heimischen Lebensmitteln zukünftig massiv gefährdet. Der Boden ist die Grundlage für die Lebensmittelproduktion. Die Landwirtschaft sichert durch die Produktion von Lebensmitteln unser Überleben. Eines muss klar sein: Von Beton können wir nicht abbeißen, und ein Land mit immer weniger Böden ist wie ein Mensch mit immer weniger Haut: nicht überlebensfähig.
Um den Klimawandel und den Bodenverbrauch in den Griff zu bekommen, brauchen wir neben einem umfassenden Maßnahmenbündel auch ein volkswirtschaftliches Umdenken. Wir müssen begreifen: Nicht die Natur braucht uns, sondern wir brauchen die Natur. Wir dürfen daher den Wohlstand einer Gesellschaft nicht allein an einer einzigen Kennzahl, dem Bruttoinlandsprodukt, bemessen. Die Wirtschaft muss neu gedacht werden. Wir müssen in die jährliche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auch die Kennzahl "Naturkapital" aufnehmen.
Kritische Infrastruktur Boden
Wie viel wertvollen Boden haben wir durch Verbauung für immer zerstört? Alleine in den vergangenen 25 Jahren wurden in Österreich 150.000 Hektar Agrarflächen verbaut, das entspricht der Größe der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Welche Menge an schädlichen Treibhausgasen haben wir emittiert? Beim Verkehr haben die Emissionen seit 1990 um 56,5 Prozent zugenommen, während sie in der Landwirtschaft um 16,3 Prozent gesunken sind. Die Landwirtschaft hat also ihre Hausaufgaben gemacht.
Aber: Es geht bei der Klimakrise und bei der Zerstörung unseres Naturraumes durch Verbauung nicht nur um die Landwirtschaft. Es geht um die Existenz von uns allen, vor allem aber um die zukünftigen Generationen. Denn beim Boden handelt es sich um eine kritische Infrastruktur. Boden kann man nicht importieren. Daher müssen wir jedenfalls die Chance ergreifen und die Wirtschaft neu denken. Unsere Kinder und Kindeskinder werden es uns danken.