Als Ärztin für Kinder und Jugendliche ist es mir ein großes Anliegen, der nächsten Generation einen funktionierenden Sozialstaat zu bieten und keine erdrückenden Schuldenlasten zu hinterlassen. Wir wissen alle längst, dass wir sparen müssen, vor allem im großen Bereich des Sozialbudgets. Der größte Anteil am Sozialbudget (49 Prozent) fließt zur älteren Generation beziehungsweise in die Pensionen. Wie ist das gegenüber der jungen Generation zu rechtfertigen?
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Im Jänner wurden die SVA-Beiträge erhöht, still und leise. Die böse Überraschung bekommen wir Steuerzahler nun mit der Beitragsvorschreibung zugeschickt (mich als Selbständige trifft das hart). Zeitgleich wurden die Pensionen erhöht. Wie kann man das vertreten?
Die ältere Generation braucht Fürsorge, Respekt, Zuwendung - aber nicht Massen von Geldern, die der Staat sowieso längst nicht mehr aufbringen kann und die die Staatsverschuldung auf Kosten der Jungen in die Höhe treiben. Ein Beamter in Pension hat heute monatlich mehr zur Verfügung, als sein Sohn oder Enkel im Durchschnitt verdienen kann. Wie lässt sich das rechtfertigen? Und diese Gelder fließen zu einem Gutteil nicht mehr in die heimische Wirtschaft zurück. Sie werden gehortet oder ins Ausland getragen. Die meisten teuren Reisen werden heute nur noch von Senioren gemacht. Ich gönne es jedem von ihnen, aber die Zukunft unserer Jungen ist mir wichtiger und sollte uns allen wichtig sein.
Die junge Generation durchblickt das System noch zu wenig oder ist politikverdrossen, aber ich befürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Alten von den Jungen mit Neid und Missgunst anvisiert werden. Dem sollten wir dringend zuvorkommen.
In diesem Pensionssystem ist einiges dringend änderungsbedürftig:
* Das Pensionsalter ist zu niedrig angesetzt. In Bayern gehe ich als Ärztin mit 67 Jahren in Pension.
* Die Zahl der Beamten und damit der Pensionsberechtigten ist in Österreich (vor allem in Wien) extrem hoch. Magistrate, Ministerien und andere Beamtenstände könnten reduziert werden.
* Frühpensionen und Berufsunfähigkeitsrenten werden viel zu großzügig ermöglicht. Das Kontrollsystem versagt offenbar.
* Weiterarbeiten im Pensionsalter ist unbegrenzt erlaubt. Das ist absurd. Pension bedeutet eigentlich Ausscheiden aus der Arbeitswelt und Freimachen der Jobs für die Jungen.
* Die Seniorenheime sind zu Luxushotels geworden. Die wenigsten bezahlen ihren Aufenthalt dort selbst. Der Staat ermöglicht jedem den gleichen Luxus. Das klingt sehr sozial und freundlich, ist aber unerschwinglich. Hier wäre Bescheidenheit angesagt.
Mein Appell an die Politik lautet daher: Denken wir primär an die nächste Generation!
Lucia Kautek ist Ärztin für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien.