Nordkorea ist das Haiti Asiens, aber mit arktischem Winter und einem in Polit-Mittelalter angesiedelten Orwellschen System, das sich zu Unrecht "kommunistisch" nennt. Derzeit sind in den KZ 200.000 politische Gefangene; wer aus dem Land flüchtet und den Fehler macht, wieder zurückzukehren, wird gefoltert und meist hingerichtet.
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In den 1930ern war der Norden Koreas - wo es Rohstoffe und Wasser für elektrische Energie gibt - industrialisiert. Das änderte sich 1945 mit der Sowjet-Besetzung. Vom brutalen Stalinisten Kim Il-sung 1946 als "Volksdemokratie" gegründet (samt dem Versuch einer gewaltsamen Eingliederung Südkoreas im Sommer 1950), wird Nordkorea heute vom "geliebten Führer"-Sohn Kim Jong-il geführt (der 68-Jährige gilt als "infantil"), dessen Spezialität lange in Beziehungen zu gekidnappten jungen Mädchen bestand, die die Geheimpolizei für ihn beschaffte.
Klar, dass ihn ein Teil der Polit-Elite loswerden möchte, während er nun versucht, seinen jüngsten Sohn Kim Jong-eun (27) als Nachfolger einzusetzen, den aber ein Teil der Partei ablehnt. Daher hat sich der Sohn mit dem Militär verbündet: Die Versenkung der südkoreanischen Korvette "Cheonan" im März mit 46 Toten gehe auf sein Konto, da er sich am selben Tag in der U-Boot-Basis Tschao befand und dort die Versenkung feierte. Nordkorea hat 40 U-Boote der 300-Tonnen-Klasse "Sang O", die in geringen Meerestiefen sehr gut operieren können.
Experten in den USA, Südkorea und Japan haben als Motiv der Versenkung einige Gründe angeführt, etwa einen Racheakt für das verlorene Seegefecht vom November 2009. Andere, wie die nachfolgende Entlassung von Admiral Kim Il-chol, die umstrittene Northern Limit Line, der unausweichliche Staatsbankrott oder Kürzungen beim Budget scheiden aus, deswegen muss man kein fremdes Kriegsschiff versenken: Es gehe um Jong-eun, heißt es.
US-Präsident Barack Obama hat die Politik von George W. Bush fortgesetzt und das irrationale Regime ignoriert, was für Pjöngjang die schwerste Strafe darstellt. Am 24. Mai wurden die regionalen US-Truppen alarmiert. Alles hängt von Nordkorea und der UNO ab. Daher gibt es über die nordkoreanischen Massenmedien hysterische Polemiken und Anschuldigen, permanente Kriegsdrohungen und die "unausweichliche Vernichtung aller Feinde."
Wer seinerzeit beschlossen hat, dass Österreich mit Nordkorea diplomatische Beziehungen aufnimmt, handelte unbesonnen. Es gibt de facto keine Beziehungen, die diesen Namen verdienen, sieht man von den dümmlichen Bildern ab, die man jetzt in Wien ausstellt. Dazu bedarf es keiner Botschaft in Wien, deren Kernauftrag Propaganda und Spionage ist.
Nordkorea negiert Völkerrecht, humanitäre Rechte und die UNO; es wird von der Völkergemeinschaft gemieden. Da Österreich gerade diese Rechte und den Wert dieser Institutionen so stark betont, kann es an Beziehungen zu einem solchen Regime kein Interesse haben. Und zu vermitteln gibt es auch nichts.
Friedrich Korkisch ist Leiter des Instituts für Außen- und Sicherheitspolitik in Wien.