Integration, Partnerschulen und ein Krötenzaun. | EHS Grünbach ist Schule des Monats. | Grünbach. Auch der Bürgermeister hat in diesem Haus seine Hauptschulzeit verbracht - und so wie er noch viele andere Bewohner der beschaulichen Gemeinde Grünbach am Schneeberg im südlichen Niederösterreich. Ein Gutteil derer, die mittlerweile selbst Nachwuchs im entsprechenden Alter haben, sehen heute keinen Grund, ihre Kinder anderswo hinzuschicken. Nicht zu Unrecht, wie die Fachjury der "Wiener Zeitung" mit der Wahl der Europahauptschule (EHS) Grünbach zur Schule des Monats Oktober nun bestätigt hat.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Wir haben hier eine sehr persönliche Schule", weiß Irene Lax, deren Tochter die zweite Klasse besucht. Sie schätzt die Art, wie etwaige Probleme auf direktem Weg und in gutem Einvernehmen zwischen Schülern, Lehrern und Eltern gelöst werden. "Das ist eben eine kleine, familiäre Schule am Land", ergänzt Edith Stückler.
Integration im Ort
Stücklers Tochter war vor nunmehr sechs Jahren das erste Integrationskind an der EHS Grünbach. Mittlerweile gibt es drei Klassen, in denen Behindertenintegration stattfindet - eine Chance, für die viele dankbar sind. "Es ist wunderbar zu sehen, wie gut Michael bei seinen Schulkameraden eingebunden ist", berichtet etwa Johannes Demuth.
Ohne die Integrationsmöglichkeit an der EHS hätte er seinen Sohn im über zwanzig Kilometer entfernten Wiener Neustadt in die Schule schicken müssen. Dabei sei, so Demuth, der als Kapellmeister des Grünbacher Musikvereins voll im öffentlichen Leben steht, gerade die Integration im Ort wichtig: "Und der Michi gehört voll dazu."
So fest die EHS auch in der Gemeinde verwurzelt ist, so ambitioniert richtet sie dennoch ihren Blick nach außen. Vom regen Kontakt mit Partnerschulen in Italien, Deutschland und Ungarn profitieren bereits die jüngeren Schüler. "Das ist mein Lieblingsprojekt", meint etwa Carmen. Die Zweitklässlerin durfte im vergangenen Schuljahr als Belohnung für gute Leistungen zu einem gemeinsamen Camp der Partnerschulen nach Deutschland fahren.
Viele Zusatzangebote
Sie habe dort viele neue Freunde gefunden, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Neben zahlreichen Zusatzangeboten wie Fußball, Volleyball, Chorsingen oder Kochen gehört der Krötenzaun im Nachbarort zu den unbestrittenen Lieblingsaktivitäten der Grünbacher Schüler. Jahr für Jahr tragen sie hier gemeinsam mit Lehrern und Eltern die Tiere auf dem Weg zu ihren Laichplätzen über die Straße. Direktorin Andrea Wernhart will ein möglichst breites Programm bieten: "Es soll für jeden etwas dabei sein." Viele Grünbacher danken es ihr, indem sie der EHS treu bleiben. Semi Fornix, eine begeisterte Mutter, bringt es auf den Punkt: "Unsere Schule ist die beste!"
Schul-Porträt
An der Europahauptschule Grünbach werden derzeit 104 Schüler in 7 Klassen von 16 Lehrern unterrichtet. Besonders stolz ist Direktorin Andrea Wernhart auf das Fach "European Studies". Hier bringt ein English-Native-Speaker einmal pro Woche eine Stunde lang den Schülern aktuelle europäische Themen näher. Wernharts Ziel ist es, "die Welt in unser kleines Grünbach hereinzuholen".
Aus der Jury
Zur Europa-Hauptschule Grünbach meinte Stefan Hopmann, Professor für Bildungswissenschaft an der Uni Wien: "Die Schule nennt als ihr Ziel, eine ´Schule der Interessen- und Begabungsförderung zu sein. Durch ein breit gefächertes Programm, bei dem Platz für spezielle Begabungen ebenso wie für die Integration behinderter Kinder ist, zeigt die Schule, dass man anspruchsvollen und differenzierten Unterricht auch an einer vergleichsweise kleinen Hauptschule gestalten kann. Gäbe es viele solcher Hauptschulen, bräuchte einem um die Zukunft dieser Schulform nicht bange sein!"
Hopmann gehört wie Sektionschefin Heidrun Strohmeyer vom Bildungsministerium, der ehemalige Präsident des Wiener Stadtschulrates Kurt Scholz und Heiner Boberski von der "Wiener Zeitung" der Jury an, die jeden Monat die "Schule des Monats" kürt.
Wer eine Schule für diese Auszeichnung vorschlagen will, wende sich bitte per E-Mail an:
wissen@wienerzeitung.at
Kennwort:
Schule des Monats
Informationen über die Aktion und die entscheidenden Kriterien liefert der Internet-Link:
www.wienerzeitung.at/schule