Dass die Stromzähler moderner werden sollen, spricht sich schon herum. Nicht so bekannt ist, dass zugleich auch die Menschen umgebaut werden.
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"Smart" war vor Jahrzehnten noch Teil der Jugendsprache, weil das "schick" oder "flott" bedeutete. Mittlerweile wäre bei jungen Leuten mit keinem der drei Begriffen Eindruck zu machen. Stattdessen steht "smart" für intelligente Zukunft.
Diese wird in dem Augenblick anbrechen, in dem sich der
Abgesandte des Energielieferanten meldet und den Stromzähler
austauscht. Auch dieser wird intelligent sein. Die ministerielle Verordnung ist unterschrieben, "Smart Meter" werden in ein paar Jahren einen fließenden Dialog zwischen Stromlieferanten und Kunden erlauben und letzteren die Wahl zwischen preisgünstigen und teuren Verbrauchszeiten aufhalsen. Die Energielieferanten nehmen also über den Preis die Tageseinteilung der Menschen in die Hand.
Dass das nur ein winziger Ausschnitt eines Generalplans ist, zeigt eine Ausstellung im Parterre des IBM-Gebäudes am Wiener Donaukanal. Der IBM-Konzern hat es nötig, seine Geschäftsfelder rechtzeitig zu sichern, denn er kann ja nicht noch einmal so wie 1981 mit dem ersten Personal Computer (PC) Kommunikationsgeschichte schreiben. Ohne Erläuterung durch Michael Schramm, der ab und zu Besuchergruppen durch die Zukunftsschau lotst, erschließt sich kaum, was gemeint ist. Um 2050 soll der moderne Mensch in Smart Homes und Smart Cities wohnen, von Smart Governments regiert werden und ein smartes Verkehrsmanagement genießen. Deshalb wird derzeit schon Verkehrsstaubekämpfung in Graz und Glasgow mit modernen Kommunikationssystemen geübt.
Hinter den Ideenfabriken verbergen sich die Alltagsnöte großer Wirtschaftsunternehmen, gerade auch der Stromerzeuger. Tatsache ist, dass die vielgerühmte Sonnenenergie ein weltweites Debakel erlebt, obwohl wir Stromkunden zu ihrer Entfaltung zahlen. Tatsache auch, dass der Windstrom zwar ein Ökoerfolg ist, aber bei Einspeisung in die Netze große Probleme bereitet, weil Naturfreunde den Ausbau der Leitungskapazität verhindern.
Unter solchen Bedingungen kann man nicht früh genug anfangen zu berechnen, zu welcher Uhrzeit landesweit E-Auto-Flotten aufgeladen werden, sobald es solche gibt. Während der Bürozeiten, wenn das Auto in der Garage steht? Schade um den Spitzenstrom. So überrascht es nicht, dass die Akkus von E-Autos nicht nur zur optimalen Tages- und Nachtzeit aufgeladen werden sollten, sondern auch als Zapfstelle für Strom dienen könnten, wenn dieser im Netz am dringendsten gebraucht wird. Die Autos müssen bloß an "Smart-Steckdosen" hängen.
Eine Kopie von Edvard Munchs "Der Schrei" wird von Schramm lakonisch kommentiert: Die dargestellte Person wird auf der Brücke überfallen, aber im Jahr 2050 wird die Polizei gleich dort sein, weil sie dank ihrer smarten Beobachtungssysteme im Voraus weiß, wann und wo die nächsten Verbrechen zu erwarten sind.
Schöne Zukunft? Ob dies jetzt Beruhigung oder Enttäuschung erzeugt - die Zukunft geriet noch nie so, wie smarte Planer sie sich vorstellten, aber verhindert hat sie auch niemand.