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Unsicherheitsfaktor Russland

Von Peter Bochskanl

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Statt der doch eher innenpolitischen Plattform "Pressestunde" mit ihrem System parteipolitisch ausgewogener Einladungen gab es Sonntag wieder einmal ein überaus informatives "Europastudio" in ORF2. Paul Lendvai dirigierte ausgewiesene Experten souverän durch das Thema Russland. Die zum Teil auch einwenig kontroversiell geführte Diskussion mit der Soziologin Anna Schor-Tschudnowskaja, der langjährigen Moskauer ORF-Korrespondentin Susanne Scholl, dem Politologen Gerhard Mangott und dem Russland-Spezialisten, Burkhard Bischof, zeichnete ein kritisches Bild des autoritären Russland. Auch wenn sich Moskau (mit kaum verhohlener Schadenfreude) an der Euro-Rettung beteiligen will und kurz vor der Aufnahme in die Welthandelsorganisation steht, bleibt Russland ein weltpolitischer Unsicherheitsfaktor. Wie lange noch ertragen die Russen die Entmündigung durch den "großrussischen Chauvinisten" Putin, der sich im nächsten Jahr wieder zum Präsidenten wählen lässt und es zwölf Jahre bleiben will? Noch wollen 98 Prozent der Russen den "guten Zaren" Wladimir schalten und walten lassen. Aber: In den letzten zehn Jahren sind 1,5 Millionen Russen ausgewandert (40 Prozent davon Akademiker), wollen 20 Prozent der Russen ihr Land verlassen, verschlingt die Korruption ein Fünftel des russischen Nationalprodukts. Vor allem aber hängt Russlands Wirtschaft am seidenen Faden hoher Öl- und Gaspreise. Reißt der, könnte das labile russische Haus mit bösen Folgen für ganz Europa einstürzen.