Zum Hauptinhalt springen

Unsicherheitsfaktor weißer Mann

Von Konstanze Walther

Politik

Hillary Clintons Team rüstet sich für den Zweikampf mit Donald Trump. Von der männlichen Arbeiterklasse hängt diesmal viel ab.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Washington. Offiziell werden die Kandidaten um das Amt des US-Präsidenten erst am Parteitag der jeweiligen Lager gekürt. Und auch wenn die Resultate des Super Tuesdays zu Redaktionsschluss noch nicht vorlagen, deutet vieles darauf hin, dass es über kurz oder lang auf ein Rennen zwischen der Demokratin Hillary Clinton und dem Republikaner Donald Trump hinausläuft.

Das glaubt man zumindest im Lager von Hillary Clinton. Und dort feilt man auch schon seit längerem an einer Strategie, wie man Donald Trump beikommen kann. Denn während man Trump noch vor einem halben Jahr als politischen Treppenwitz abgetan hat, so schlägt er sich bei den Vorwahlen für das Ticket seiner Partei bisher besser als seine Konkurrenten. Und auch, wenn es weder das Establishment noch die Medien wahrhaben wollen: Trump ist inzwischen ein ernsthafter Kandidat. Und das weiß man auch im Team Hillary.

Das Problem bei einem offenen Duell der beiden Kandidaten, Clinton gegen Trump, ist, dass sie beide nach anderen Regeln spielen. Die ehemalige Außenministerin Clinton dekliniert gerne Zwölf-Punkte-Pläne für "komplexe Probleme in einer komplexen Welt" herunter, während Trump sich nicht festmachen lässt und mit patzigen Sätzen seine Gefühlswelt kundtut, die er stolz "Nicht Politisch Korrekt" nennt, andere hingegen wiederum als beleidigend. Etwa wenn er Mexikaner Vergewaltiger nennt, oder Frauen als irrationale Sklavinnen ihres Menstruationszyklus hinstellt und sie vor allem in Kategorien einteilt, ob er mit ihnen Geschlechtsverkehr wollte oder nicht. Unvergessen ist das Lob Trumps, das er im Wahlkampf seiner Tochter Ivanka ausgestellt hatte: Wenn sie nicht seine Tochter wäre, würde er mit ihr auf ein Date gehen, denn sie ist hübsch. Über seine innerparteiliche (und inzwischen ausgeschiedene) Konkurrentin Carly Fiorina sagte Trump in einem "Rolling Stones"-Interview: "Schaut euch dieses Gesicht an!" Und weiter: "Ich weiß, man sollte nichts sagen, sie ist ja eine Frau, aber wirklich Leute, das kann nicht unser Ernst sein", nämlich dass so das Gesicht des nächsten US-Präsidenten aussehen soll.

Trump hat bereits verlauten lassen, sollte es auf einen Zweikampf zwischen ihm und Clinton hinauslaufen, auch Themen wie die außerehelichen Affären des ehemaligen Präsidenten und Ehemanns von Hillary Clintons, Bill, "fair game" seien, also von Trump öffentlich thematisiert werden. Denn, so argumentiert Trump: Auch hier wurden Frauenrechte verletzt.

Clintons Team hat nun laut der "New York Times" für den Fall, dass Trump in die Endrunde kommt, einen Plan auf drei Ebenen aufgestellt: Einerseits soll Trump als herzloser Geschäftsmann dargestellt werden, der gerade gegen die Interessen der Arbeiterklasse handelt, die er laut den Umfragen so heftig anspricht; zweitens sollen seine herabsetzenden Bemerkungen über Frauen eine weite Verbreitung finden, um auch mit konservativen Werten sympathisierende Vorstadt-Frauen ins Hillary Lager zu locken; und drittens soll Trumps ungezügeltes Temperament und explosive Art betont werden, die ihn für das Amt des Commanders in Chief denkbar ungeeignet scheinen lässt.

Bill Clinton fürs Grobe

Hillary Clinton soll sich, solange es geht, nicht auf das Niveau der Trumpschen Angriffen begeben - diese Rolle soll Bill übernehmen laut "New York Times", der Trump scharf kontern soll.

Allerdings geht die Angst im Team Clinton um, dass die Botschaften nicht durchkommen.

Und solange die Attacken gegen Trump keine Wirkung zeigen, geht in Clintons Camp die Angst um, dass Trump bei der Wahl im November nicht nur die Swing States, sondern auch als sicher demokratisch geltende Bundesstaaten für sich entscheiden kann. Denn während Clinton bei ethnischen Minderheiten sowie Frauen punktet, erreicht sie ungleich viel schwerer die weißen Männer. Das könnte die Chance für Trump sein. Er könnte jene Demokraten oder Unabhängige für sich gewinnen, die als gemäßigt gelten, bei denen aber sein Ruf einer starken, militärisch geprägten Außenpolitik auf Zuspruch trifft, und die den propagierten "betriebswirtschaftlichen" Zugang des Aufräumens in der Politik begrüßen.

So werden die weißen Männer entscheiden, ob Staaten wie North Carolina, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin demokratisch bleiben, oder Trump wählen.