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Unsportliche Willkür

Von Christoph Rella

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Und den Schwächsten beißen die Hunde - oder in diesem Fall: die staatlichen Behörden. Es sind keine leichten Zeiten, in welchen viele Athleten heute leben. Geht nämlich irgendwo in der (Sport-) Politik etwas schief, dann leiden nicht selten sie, die eigentlich in Ausübung des Sports die Völker verbinden sollen, darunter. Das jüngste Beispiel sind Nordkoreas Gewichtheber, denen aufgrund der politischen Spannungen vom Regime die Teilnahme an der WM in den USA untersagt wurde.

Noch übler sind aber jene dran, die es wagen, öffentlich Kritik an politischen Missständen zu üben. Dass beispielsweise das russische Leichtathletik-Ehepaar Julia und Witali Stepanow, das den Skandal rund um Staatsdoping ins Rollen gebracht hat und heute inkognito in den USA lebt, in der Heimat nach wie vor als Verräter und Denunzianten beschimpft wird, spricht alle Bände und zeigt recht anschaulich, dass auch im Sport die Opfer-Täter-Umkehr bestens funktioniert. Und zwar überall, selbst in den USA: Hier genügt es etwa, während des Absingens der Nationalhymne als Zeichen des Protests gegen Polizeigewalt das Knie zu beugen, um darob (wie Footballer Colin Kaepernick) keinen Job mehr zu bekommen. Das riecht stark nach Willkür.

Was aber nicht heißt, dass der Staat, wenn sich ein Athlet etwas hat zuschulden kommen lassen, nicht hart durchgreifen soll - wie zum Beispiel im Fall des wegen sexuellen Missbrauchs gesuchten Ex-Judokas Peter Seisenbacher. Ob aber schuldig oder nicht: Die Grundlage für jede Entscheidung darf allein das Gesetz sein.