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Unter den Teppich gekehrt

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Er ist weg, er ist wieder da und nun doch weg - und zwar nicht nur als Präsident des russischen Fußballverbands, sondern auch als Cheforganisator der WM 2018. Am Ende war der Druck, den Moskau und der Weltfußballverband Fifa ausgeübt haben, zu stark: Nachdem Multifunktionär Witali Mutko am Montag sein Präsidialamt für sechs Monate ruhend gestellt hatte - wohlgemerkt: ruhend gestellt, nicht niedergelegt -, zieht er sich nun auch als Organisationschef für die WM 2018 in Russland zurück. Im Fifa-Hauptquartier in Zürich dürfte schon der Champagner fließen, schließlich erspart man sich dort nun die Peinlichkeit, einen wegen Dopingmanipulationen lebenslang von Olympia ausgesperrten Funktionär in einem halben Jahr als WM-Macher feiern zu müssen.

Doch wirklichen Anlass zum Jubeln gibt es nicht. In Russland sprießen weiter die Verschwörungstheorien, Mutko inszeniert sich als Märtyrer, und für kritische Beobachter ist das Thema Doping im Fußball keinesfalls vom Tisch, sondern höchstens unter den Teppich gekehrt. Denn dass nun aufgeklärt wird, welche Rolle es in Russland - und nicht nur dort - spielt, ist unwahrscheinlicher denn je. Die Fifa hat kein Interesse daran, die russischen Funktionäre sprechen bestenfalls von Einzelfällen. Die neuen Köpfe ändern daran nichts. Mutkos Agenden als Verbandschef gehen nun vorübergehend an den Generalsekretär Alexander Alajew, jene als WM-Organisationschef an Alexej Sorokin. Berichte über Doping im WM-Team von 2014 hat er zuletzt als "absolut erfunden" bezeichnet. Für solche Aussagen hätte es gar nicht erst die Wechsel-Posse an der Spitze gebraucht.