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Zwei Jahre hat es gebraucht, zwei Jahre und 322.000 Euro, damit Experten feststellen, dass Mehrsprachigkeit wichtig ist. Dass es in Ordnung geht, dass die vierjährige Özlem eine andere Sprache beherrscht, als Deutsch. Dass man ihren Eltern nicht mit auf dem Weg gibt, doch bitte zu Hause nur Deutsch zu sprechen, wenn sie ihren Sprössling vom Kindergarten abholen. Mehrsprachigkeit nicht länger als Defizit, sondern als Atout zu sehen und es auch zu fördern - das ist das Fazit der Experten, die an dem Forschungsprojekt "Spracherwerb im Kindergarten" gearbeitet haben.
Das Ergebnis ist kein Meilenstein, sondern ein Armutszeugnis. Steht es tatsächlich so schlecht um Österreich, dass es ein derartiges Projekt bedarf, dass Pädagogen, Eltern und Politikern erklärt werden muss, wie essentiell Mehrsprachigkeit ist? Dass man ihnen wie kulturellen Analphabeten vermitteln muss, dass sprachliche Vielfalt kein Prestigeprojekt von sozialromantischen Bildungssnobs ist, sondern gelebt und gefördert werden muss? Nicht nur, weil es das einzig Richtige ist in einer Gesellschaft im 21. Jahrhundert, sondern auch, um als Volkswirtschaft international zu bestehen?
Natürlich handelt es sich nicht ausschließlich um kulturelle Analphabeten. Es gibt sie, die Eltern und Politiker, die es begriffen haben. Und definitiv gibt es die Kindergärtner, die alle Maßnahmen ergreifen, unter anderem die Sprachen der Kinder erlernen, damit sich ihre Schützlinge unterstützt fühlen, in ihrer Erst-, Zweit- und Drittsprache. Sie sind Sprachvorbilder, zumal sie für viele Kinder die ersten Ansprechpersonen sind, die mit ihnen Deutsch sprechen. Umso wichtiger ist es, dass sie als Erstkontakt jene Kinder nicht als Menschen zweiter Klasse mit Defiziten behandeln. Das wurde nun offenbar verstanden. Man hat es ja erforscht. Doch die "Erstsprache" zu respektieren ist eine Sache. Ihre Mehrsprachigkeit zu fördern, eine andere. Im Jahr 2013 ist Wien erst am Anfang.