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Die unterbrochene Verbindung, die nun zerstört, was noch von Bushs Präsidentschaft übrig ist, zeigte sich diese Woche klar in einem Bild aus dem Weißen Haus. Es ging um die Aufklärung der Affäre um die Entlassung von US-Bundesanwälten: Ein Journalist stellte eine Frage zum Auftritt des Justizministers Alberto Gonzales im Kongress. Präsident Bush schaute drein, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen.
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Prominente Republikaner hatten die Aussage von Gonzales als ausweichend und unangemessen kritisiert, aber Bush sagte, sein Justizminister habe eine "sehr offene" Einschätzung gegeben und jede Frage, die irgendwie zu beantworten war, in einer Weise beantwortet, die das Vertrauen in ihn gestärkt habe.
Man kann ja über Gonzales ganz unterschiedlicher Meinung sein, aber nur ein Besucher von einem anderen Stern kann seine Antworten ernsthaft als "sehr offen" bezeichnen. "I don't know", sagte Gonzales rund vierundsechzig Mal, in immer neuen Varianten, in seiner Aussage.
Als Bush seinen umstrittenen Justizminister verteidigte, saß General David Petraeus neben ihm, ganz still, mit im Schoß gefalteten Händen, sein nagelneuer vierter Stern glänzte auf seiner Schulter - ein intelligenter, ehrgeiziger Mann, den Bush für seine Endspiel-Strategie im Irak ausgewählt hat.
"So kann es nicht weitergehen." Das war diese Woche das Grundgefühl in Washington, als immer mehr schlechte Nachrichten aus Bagdad niederprasselten. Aber Bush bleibt eisern bei seiner Irakpolitik, die viele Militärstrategen mittlerweile in Frage stellen. Bush besteht darauf, noch mehr Truppen in den Irak zu schicken, und die Soldaten bezahlen mit ihrem Leben. Allein am Montag starben neun US-Soldaten in Bagdad.
Wenn Sie wissen wollen, wie es sich anhört, wenn jemand politisch völlig am Boden zerstört ist, müssen Sie heutzutage nur mit ein paar Republikanern reden. Während die Demokraten, die bequem von Bushs Schwierigkeiten profitieren, ganz damit beschäftigt sind, ihre neue politische Macht zu genießen, sind die Republikaner mittlerweile von Bitterkeit und Frustration zerfurcht, wie Menschen, die an ein untergehendes Schiff gekettet sind.
In den letzten Tagen habe ich mit einigen von ihnen gesprochen. Die meisten sind hohe Beamte, die schon in der Regierung Reagan und Bush I tätig waren. Da bekam ich einiges an vernichtender Kritik zu hören: Die Regierung sei unfähig, der Präsident schade seiner Partei und seinem Land, niemand wolle mehr auf ihn hören.
"Das ist die unfähigste und schwächste Regierung, die ich je in Washington gesehen habe", sagte ein republikanischer Senator. "In dieser Regierung wird Loyalität einem Menschen gegenüber gefordert, nicht einer Idee gegenüber", klagte ein anderer.
Zum Vergleich: Wenn die Republikaner in der Regierung Reagan von Loyalität sprachen, meinten sie damit nicht Ronald Reagan persönlich, sondern ihre Haltung ihrer Partei und Gesinnung gegenüber.
Bushs Haltung, zuletzt seine sture Verteidigung von Gonzales, beleidigt die Republikaner, die sehen, wie sich ihr Präsident an jemand klammert, der das Vertrauen der Öffentlichkeit längst eingebüßt hat. Das erinnert an Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, an dem Bush für den Geschmack vieler ebenfalls viel zu lange festgehalten hatte.
Gibt es jemand, der noch zu Bush durchdringen und seine harte Schale durchbrechen kann, um ihm die Wahrheit zu sagen? Diese Frage stellen sich im Moment immer mehr Menschen. Aber nichts passiert. Was hier tatsächlich allmählich Risse bekommt, ist nicht der hartnäckige Bush, sondern sein Land.
Übersetzung: Hilde Weiss