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Unterm Haider hätt’s das nicht gegeben

Von Walter Hämmerle

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Internationale Medien warnen vor den rechten Populisten - und die FPÖ wird nicht einmal ignoriert.


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Die Welt ist ungerecht und die Politik sowieso: Die FPÖ mag Umfragen zufolge in der Wählergunst des Homo Politicus Austriacus auf Platz eins liegen, aus den Schlagzeilen der großen internationalen Leitmedien ist die Partei trotzdem irgendwie herausgefallen.

Da widmet der britische "Economist", das Leitmedium der kapitalistischen Liberalen dieser Welt ("liberale Kapitalisten" klingt in österreichsichen Ohren gleich viel unfreundlicher), seine Titelseite den rechten Populisten dies- und jenseits des Atlantiks - und lässt doch tatsächlich Heinz-Christian Strache und seine FPÖ quasi links liegen. Nicht einmal erwähnt werden die heimischen Höhenflieger. So viel Missachtung durch den Klassenfeind tut fast schon körperlich
weh.

Stattdessen hat der "Economist" Donald Trump, Marine Le Pen und Victor Orban auf seine Titelseite gehoben. Das hätte es, man muss es so hart sagen, unterm Haider nicht gegeben. Damals war die FPÖ noch der Gottseibeiuns des politischen Establishments quer über den Kontinent. Allein schon die Erwähnung von Jörg Haiders Namen genügte, um dem linksliberalen Milieu Schauer des gefühlten Entsetzens über den Rücken zu jagen. Und gestandene Konservative ertappten sich sogar dabei, vor ihresgleichen zu behaupten, dass nicht alles falsch sein könne, was der Bärentaler so behaupte.

Von Heinz-Christian Strache lässt sich keine ähnliche Wirkung berichten. Dem FPÖ-Chef fehlt einfach das Zeug zum europaweiten Schreckgespenst. Tatsächlich findet die FPÖ allenfalls noch in deutschsprachigen Medien Erwähnung, wenn es um die Aufzählung der üblichen populistischen Verdächtigen geht. Der großen internationalen Presse ist Strache dagegen nur in seltenen Fällen eine Schlagzeile wert.

Was haben Trump, Le Pen und Orban, was Strache fehlt? Bei Trump gehen seine grandiosen Entertainer-Qualitäten mit seinem Hang zu jenseitigen Radikalideen eine beindruckende Symbiose ein, Orban ist Regierungschef eines EU-Mitglieds, und Madame Le Pen lehrt die etablierte Politik in Frankreich, einem Zentral- und Gründungsstaat der Union, das Fürchten.

Für internationale Aufmerksamkeit fehlt es Strache demgegenüber am Sexappeal des Abgründigen ebenso sehr wie am heutzutage unerlässlichen Showbiz-Talent, das selbst abwegige Ideen mit Newswert zu versehen weiß. Das östereichische Publikum ist bescheidener.