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Siemens: Fünf neue Kompetenzzentren und 80 neue Jobs. | Voestalpine: Nur Projekte, die Marktvorteil bringen. | Wien. Neben 20 neuen U-Bahn-Zügen der Wiener Linien konstruiert der Siemens-Konzern künftig alle seiner U-Bahnen in Wien: Die Österreich-Zentrale konnte fünf Kompetenzzentren für Forschung und Entwicklung (F&E) hierher holen, ein sechstes könnte folgen. Das gab Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer am Dienstag vor Journalisten bekannt.
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Damit investiere Siemens inklusive Förderungen des Infrastrukturministeriums 25 Mio. Euro pro Jahr in die neuen Kompetenzzentren. 220 Mitarbeiter sollen in der Forschung arbeiten, rund 80 der Stellen seien neu.
Neben U-Bahnen werden künftig die "Zukunftsbereiche" intelligente Stromnetze und Abstimmung zwischen fahrenden Autos im Millisekunden-Bereich aus Österreich beforscht. Das Kompetenzzentrum für "komplexe Konfigurationen" ist hingegen für das Zusammenspiel zahlreicher Elemente zuständig - etwa die Signale in einem in einem Verschubbahnhof. Und im Kompetenzzentrum für "Anwendungsspezifische Chips" dreht sich alles um Computertomografen zur Visualisierung von Daten.
Bereits international erfolgreich ist die auf Steuerungssysteme spezialisierte Siemens-Tocher ETM im Burgenland. Dort entspringt etwa das Leitsystem für das Europäische Kernforschungzentrum Cern. Noch entschieden wird, ob auch dieser Bereich ein F&E-Kompetenzzentrum im Siemens-Konzern wird.
Siemens Österreich hat im vergangenen Geschäftsjahr rund 900 Mio. Euro in die Forschung investiert und ist eines der forschungintensivsten Unternehmen Österreichs. Dennoch hinterlässt die Wirtschaftskrise Spuren. "Wir konnten heuer unser Forschungsbudget halten, aber mit einem geringen Minus von 6 bis 7 Prozent. Der Rückgang war nicht so stark wie befürchtet", so Ederer.
Jobabbau: "SchwierigeSoftwaresparte"
Die "Schwierigkeiten in der Softwaresparte" seien aber noch nicht ausgestanden. Im Juni hatte Siemens 600 Mitarbeiter in der Software-Entwicklung zur Kündigung angemeldet. Ob es weiteren Personalabbau geben wird, wollte Ederer nicht sagen.
Auch andere Konzerne überdenken ihre F&E-Budgets. Peter Schwab, Forschungschef der Voestalpine, berichtet der "Wiener Zeitung" von einer Steigerung beim Konzern-Forschungsbudget um 20 Prozent auf 112 Mio. Euro 2008/09. Heuer gebe es dagegen keine Steigerung, sondern es würde das Niveau des Vorjahres beibehalten, worin er ein "starkes Commitment des Konzerns" ortet: Wenigstens gebe es keine Kürzungen. Krisenbedingt habe man aber die Prioritäten anders gereiht, die Ansprüche des Konzerns an F&E hätte sich verändert. "Wir forcieren kurzfristig Projekte, die vor der Markteinführung stehen. Nahezu fertige Produkte beforschen wir intensiver, damit sie schneller marktreif werden."
Soll heißen: In guten Zeiten sind Konzerne großzügig und investieren auch in Grundlagen-Projekte, die sich nicht unmittelbar verkaufen lassen. In Krisenzeiten wird hingegen beforscht, was sich rechnet. Selbst längerfristige Forschungsprojekte der Voestalpine müssen nun "große Chancen auf Erfolg" haben, sprich die Wachstumsmärkte der Zukunft bedienen. "Wir durchstöbern das Portfolio nach dem Motto: Was bringt am meisten am schnellsten? Man dreht jeden Cent um", sagt Schwab. Eine Vorgangsweise, die er sich durchaus auch nach der Krise vorstellen könne. "Themen, die letztlich keine Wettbewerbsvorteile bringen, kann man sich nicht leisten", so der Voest-Forschungschef.