)
"Österreich droht in eine veritable Produktivitätskrise zu schlittern", folgert Alois Czipin, Geschäftsführer der Czipin & Partner Produktivitätsberatung GmbH, aus Studien, die sein Unternehmen seit 1992 kontinuierlich durchführt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Czipin-Team begleitet dabei Mitarbeiter von etwa 300 österreichischen Unternehmen ab 100 Beschäftigten und beobachtet sie bei der Arbeit. Das Resultat aus dem Jahr 2000: An 90 Arbeitstagen pro Jahr - das sind 40% - kommt keine Wertschöpfung zustande, im Jahr davor wurden noch 95 Arbeitstage oder 42% der Arbeitszeit "verschwendet".
"Das soll nicht heißen, dass die Mitarbeiter in dieser unproduktiven Zeit nichts tun", betonte Czipin gestern, Donnerstag, in einer Pressekonferenz. Unzureichende Planung seitens des Managements sei mit rund 52% die Hauptursache für Produktivitätsverluste. Vieles werde der Improvisation überlassen, kritisierte Czipin. Auch unzureichende Führung und Aufsicht (11,2%), Kommunikationsprobleme (10,3%) und mangelnde Arbeitsmoral (12,6%) seien wesentliche Negativ-Faktoren. Die Unternehmer unterschätzen das vorhandene Potential eklatant, sagte Czipin. Laut der jüngsten Umfrage wird ein Verbesserungspotential von nur 10% (1999: 15%) gesehen.
Pro-aktiv handeln, klare Ziele für jeden Mitarbeiter definieren, die Motivation steigern: Czipin rät allen Unternehmen, rasch Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung zu setzen. Das vergangene Jahr brachte eine durchschnittliche Anhebung der Produktivität um rund 10%, nach plus 15,6% im Jahr davor. Heuer werde es weiter bergab geben, so Czipin. Die Einschätzung laute auf 7,2%.
Osterweiterung lässt die Unternehmen - noch - kalt
Die Osterweiterung der EU werde von den österreichischen Unternehmen nicht als die Herausforderung gesehen, die sie sei, gab Czipin zu bedenken. Das Motto "Wir sind so gut, wir brauchen uns nicht vorbereiten" zeuge von einer gewissen Blauäugigkeit. Nur 22% der befragten Firmen erwarten erhöhte Konkurrenz durch die Unternehmen der Beitrittsländer. Überhaupt sehen 70% in der Osterweiterung in Summe für Österreich mehr Vorteile als Nachteile. Allerdings wollen 75% Übergangsfristen für die Bereiche Arbeitsmarkt und Verkehr.