"50plus Hotels" ohne konkretes Zielgruppen-Profil. | Kritik von Tourismusforschern und Hoteliervereinigung. | Wien. Üblicherweise ist es so: Golfhotels werden in erster Linie für Golfer gemacht, Kinderhotels für Familien. Bei "50plus Hotels" ist das anders. "Personen, die 50 Jahre und älter sind, wollen nicht in Hotels, wo nur Ältere sind", sagt Hermann Paschinger, geschäftsführender Obmann und Gründer der "50plus Hotels Österreich". Deshalb seien diese Häuser "Hotels wie alle anderen auch. Wir wollen kein Ghetto."
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Und dennoch gibt es eine eigene Bezeichnung für sie, inklusive Label. Dieses erinnert ein wenig an vergangene Zeiten, an die "Made in Austria"-Marke, der die gleichnamige Fernsehsendung ab Anfang der 1980er Jahren einen wöchentlichen Auftritt verschaffte.
An diese Welt will man mit den "50plus Hotels" offenbar anknüpfen. Früher nämlich sei es im Tourismus "häuslicher, familiärer" zugegangen, sagt Paschinger. Hotels, die diese "Rückbesinnung auf Qualität" bieten, sind in dem "50plus Hotels"-Katalog gelistet. Jeder Gast werde per Handschlag begrüßt und mit dem Namen angesprochen. Es gehe um "Genuss und Bequemlichkeit", erklärt Paschinger. Vom "Seniorentourismus" mit den Assoziationen "alt, behindert, braucht besondere Betreuung" distanziere man sich aber.
Gegen Schubladen
Der Freizeit- und Tourismusforscher Peter Zellmann ist von der Bezeichnung "50plus" wenig begeistert. "Wir sind uns da sicher nicht ganz einig", meint er in Richtung Paschinger. "Auf Dauer ist es bestimmt falsch zu sagen: 60-Jährige wollen Händeschütteln, 40-Jährige scheinen darauf weniger Wert zu legen." Heutzutage vermischten sich die Lebensstile. Die Kategorien "alt und jung" würden relativiert. "Man erlebt 60-Jährige, die dynamischer sind als manche 25-Jährigen", sagt Zellmann. Aufgrund des Namens würde Potenzial verschenkt. Auch die Hoteliervereinigung (ÖHV) ist von der - noch weitgehend unbekannten - Marke nicht angetan. Die Zielgruppe "50 plus" werde natürlich immer wichtiger. "Die Hotellerie sollte aber Bedürfnisse und nicht das Alter ansprechen", meint ÖHV-Generalsekretär Thomas Reisenzahn. Personen ab fünfzig würden sich meist jung und gut fühlen, und sich ungern in eine Schublade pressen lassen.
Man wollte die besondere Dienstleistung der Hotels, den Mehrwert, in einer Bezeichnung zusammenfassen, erklärt Paschinger. Namen wie "Relax-Hotels" seien in der Gründungssitzung als "ziellos" und "zu allgemein" bewertet worden - im Gegensatz zu "50plus". Das sei "neutral".
Ein Interpretationsvorschlag des Kritikers Zellmanns lautet daher: "Das Plus steht für mich für den Mehrwert und nicht für das Alter."
Stichworf: 50plus Hotels
"Wir stehen am Anfang", sagt Hermann Paschinger, Gründer der "50plus Hotels Österreich". Die Marke gibt es seit sechs Jahren. Der Mitgliedsbeitrag, der sich nach der Bettenanzahl errechnet, beträgt 3000 bis 5000 Euro pro Jahr. Mit dem Budget von 250.000 Euro werden u.a. Magazine finanziert.