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Das Jahr 2003 war ein "schwarzes Jahr" für den weltweiten Tourismus. Der Irak-Krieg, die Lungenkrankheit SARS und die schwache Weltwirtschaft ließen viele Urlauber auf Reisen verzichten. Insgesamt sank die Zahl der Reisenden um 9 Millionen auf 694 Millionen. Doch während Südostasien und Westeuropa starke Rückgänge verbuchten, freuten sich einige Länder wie Kroatien und Bulgarien über beträchtliche Zuwachsraten. Die Touristiker Südosteuropas hoffen, dass sich dieser Trend auch heuer fortsetzen wird und werben für ihre Länder.
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Kroatien war vergangenes Jahr eines der beliebtesten Urlaubsziele von Österreichern und Deutschen. - Ein Ergebnis, von dem andere Länder in Südosteuropa nur träumen können, wie zum Beispiel Montenegro.
Das Land ist für seine wunderschöne Küste berühmt, aber die letzten Gewaltausbrüche im Kosovo hätten auch Montenegro in Punkto Tourismus wieder zurückgeworfen, meint Gordana Ðjurovic, Ministerin für internationale Wirtschaftsbeziehungen und europäische Integration, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Dabei seien in den vergangenen zwei Jahren endlich auch wieder mehr Touristen aus anderen Ländern als jenen des ehemaligen Jugoslawiens nach Montenegro gekommen. Über so viele Urlauber, wie vor dem Krieg könne man sich leider noch nicht freuen. Die meisten kommen aus Serbien und Bosnien-Herzegowina. "Wir müssen an unserem Image arbeiten", betont Ðjurovic. Ein Problem ist die schlechte Infrastruktur: Wie aus dem Tourismus-Masterplan für Montenegro hervor geht, entsprechen nur 1.000 bis 3.000 der 26.000 Hotelbetten den internationalen Standards.
"Auch heuer wollen wir wieder einige Hotels privatisieren", so die Ministerin, die große Hoffnungen in ausländische Investoren setzt. Der Präsident der montenegrinischen Wirtschaftskammer, Vladimir Vukmiroviæ, weist in diesem Zusammenhang auf die Schönheit der montenegrinischen Berge, die 315 Kilometer lange Küste und die strengen Umweltgesetze hin.
In Serbien (ohne Kosovo) wurden im Jahr 2003 fast 6,7 Millionen Nächtigungen von Touristen gezählt, vor dem Krieg im Jahr 1989 waren es nach Angaben der Touristischen Organisation Serbiens insgesamt rund 11,9 Millionen. Die meisten Touristen kommen aus dem Nachbarland Bosnien-Herzegowina. Viele Gäste sind aber nur auf der Durchreise nach Bulgarien, Griechenland oder in die Türkei.
Dass Serbien und Montenegro noch ein starkes Image-Problem haben, bestätigt auch Andreas Zenker, Pressesprecher des Österreichischen Verkehrsbüros: "Serbien und Montenegro sind noch viel zu stark vom Krieg geprägt". Außerdem seien die Österreicher auch früher eher in das Gebiet von Slowenien und Kroatien auf Urlaub gefahren. Aufgeholt habe hingegen Bulgarien. Dort gebe es vereinzelt gute Angebote und auch schöne Strände am Schwarzen Meer. Vergangenes Jahr galt Bulgarien als Geheimtipp, doch der Aufschwung habe wieder nachgelassen, denn auch Bulgarien kämpfe mit Image-Problemen. "Was fällt ihnen zum Urlaubsland Bulgarien ein? - Nichts! Und so geht es Millionen anderen Touristen auch", verdeutlicht Zenker die Situation. "Der Markt ist sehr eng, da sind die Chancen für ein Produkt, das nicht 'top' ist, schlecht".
Auch in Rumänien sei die Situation ähnlich wie in Bulgarien, "nur noch eine Entwicklungsstufe darunter", so der Touristikexperte. In den großen Reisekatalogen kämen diese Länder, wenn überhaupt, nur am Rande vor. Im Katalog von ITS Billa Reisen finden sich Angebote für Kroatien und Bulgarien — Rumänien werde zur Zeit nur per Flug über Deutschland angeboten, erläutert Verkaufsleiter Martin Fast. Serbien und Montenegro, sowie Bosnien-Herzegowina werden nicht angeboten. Die Gründe dafür sind einfach: "Bosnien-Herzegowina und Serbien befinden sich nicht am Meer", und in Montenegro sei der Aufholbedarf an touristischer Infrastruktur noch zu hoch — ebenso wie in Rumänien. Dafür sei heuer die Nachfrage für Kroatien mit plus 40% im Vergleich zum Vorjahr extrem hoch und auch Bulgarien verkaufe sich sehr gut, so Fast.
Reiseveranstalter setzen verstärkt auf Südosteuropa
Der weltweit größte Touristikkonzern TUI hat neben Kroatien und Bulgarien sehrwohl auch Rumänien und Montenegro im Angebot. "Montenegro hat tolle Strände und der allmähliche Wiederaufbau der Infrastrukturen bzw. ein gutes Peis-Leistungsverhältnis machen Montenegro langsam wieder zu einer attraktiven Destination. Die Nachfrage ist steigend", erklärt Beatrice Schwarz von TUI Austria. Bulgarien sei bei den Gästen sehr beliebt, Rumänien laufe zögerlich. Thomas Cook erhöht bei seinem wichtigsten Veranstalter Neckermann auf Grund der hohen Nachfrage in Deutschland die Kapaziäten für Bulgarien. Der deutsche Veranstalter alltours (seit Herbst auch in Österreich) hat seit zwei Jahren Bulgarien und Kroatien in seinem Programm. "Diese Länder bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und es gibt viele neue Hotels mit gutem Standard", erläutert Pressesprecherin Dagmar Nielsen. Die Nachfrage nach diesen beiden Ländern sei steigend.
Bulgarien verzeichnete laut Angaben der Bulgarischen Agentur für Tourismuswerbung im Jahr 2003 um 18% mehr Ankünfte ausländischer Touristen als 2002. Die EU-Länder sind der Hauptquellenmarkt für das Land. Beworben werden nicht nur Urlaub am Schwarzen Meer sondern auch Kultur-, Öko- und Kurtourismus - ebenso wie in Rumänien. "Auch beim Urlaub am Bauernhof tut sich immer mehr", meint Simion Giurca, Direktor des Rumänischen Tourismusamtes in Österreich. Viele Hotels seien renoviert worden und es werde auch immer mehr in das Freizeitangebot für die Touristen investiert. Die meisten Gäste aus der EU kämen als Kulturreisende nach Rumänien. Vergangenes Jahr haben erstmals mehr als 100.000 österreichische Urlauber Rumänien besucht.