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Urlaub vom Auto

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Die Ferien beginnen idealerweise schon im Zug.
© Pcess609 - stock.adobe.com

Sanfter Tourismus liegt im Trend. E-Mobilität vor Ort als Erfolgsfaktor.


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Die Preise an den Zapfsäulen treiben den Autofahrern derzeit Tränen in die Augen. Auf vier Rädern unterwegs zu sein, wird immer teurer. Gefährte, die beim Fahren Benzin oder Diesel verbrauchen - und das sind trotz E-Auto-Boom in Österreich noch immer die allermeisten - sind aber ohnehin schlecht für die Umwelt. Angesichts der nahenden Urlaubssaison drängt sich der Gedanke auf, das geliebte Auto diesmal zuhause zu lassen, zumindest wenn das Ziel in Österreich liegt.

Wer sich aus beruflichen Gründen bereits das bundesweite Klimaticket angeschafft hat, dem entstehen nicht einmal zusätzliche Kosten für die Fahrt in die Berge oder an den See. Laut ÖBB wurden bereits rund 150.000 Klimatickets verkauft. Und nicht zuletzt bedeutet autofrei auch stau- und daher stressfrei.

Vorreiterregion Werfenweng

Autofreier Urlaub ist nichts Neues. In den vergangenen Jahren haben vor allem E-Mobilitätsangebote vor Ort den Tourismusregionen neue Chancen eröffnet, sich als nachhaltig zu positionieren. In Österreich schielt man schon lange nach Werfenweng, das sich bereits in den 1990er-Jahren der sanften Mobilität und dem nachhaltigen Fremdenverkehr verschrieben hat.

Die 1.000-Seelen-Gemeinde im Salzburger Pongau ist eine von 19 "Alpine Pearls" - Urlaubsorten in den Alpen, die mit besonders entspanntem, da autofreiem Urlaub, werben. Verboten ist Autofahren in Werfenweng freilich nicht, wie Josef Holzmann, Direktor des örtlichen Tourismusverbands, gegenüber der "Wiener Zeitung" betont. Vielmehr bietet die Gemeinde ihren Urlaubsgästen eine Reihe an Gratis-Transportmitteln an, damit sie ihr Auto während des gesamten Aufenthalts beim Hotel, bei der Pension oder beim Privatzimmervermieter stehenlassen.

Der Gemeindebus chauffiert Urlauber innerhalb des Orts hin und her, für Ausflüge in die Bergwelt gibt es E-Bikes. Zusätzlich stehen Klimatickets zur Verfügung, mit denen man einen Tag lang das Bundesland bereisen und zum Beispiel mit dem Zug der Stadt Salzburg einen Besuch abstatten kann. Auch E-Autos kann man sich ausleihen, etwa für eine Fahrt zum Großglockner.

Ein Shuttle-Service von und zu den Bahnhöfen Bischofshofen und Pfarrwerfen rundet das Angebot ab. "Man müsste gar nicht mit dem Auto anreisen", so Holzmann. Er schätzt, dass 15 Prozent der Urlauber mit der Bahn kommen. "Viele Gäste mit Auto kommen vor Ort drauf, dass sie es bei uns gar nicht brauchen", meint der Tourismusmanager.

Die deutlich gestiegenen Treibstoffpreise und das Klimaticket könnten vielleicht schon Auswirkungen darauf haben, dass heuer mehr Urlauber die Bahn für die Anreise nutzen. "Wir werden sehen", so Holzmann. Im Zug einen Mund-Nasen-Schutz zu benutzen, störe jedenfalls kaum jemanden mehr, daran habe man sich gewöhnt.

Lücken CO2-frei schließen

Den Bahnhof gleich mitten im Ort hat Zell am See, das mit der Nachbargemeinde Kaprun eine der beliebtesten Tourismusdestinationen Österreichs bildet. Die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Zell am See/KaprunRegion bewarb sich 2019 in einer öffentlichen Ausschreibung des Klima- und Energiefonds als Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Tourismus. Von neun teilnehmenden Destinationen wurden drei ausgewählt, um ein weiterführendes Konzept zu verfassen: Zell am See/Kaprun, die Karnische Region und das Ötztal. Die beiden Ersteren überzeugten mit ihren Konzepten und werden nun mit jeweils knapp einer Million Euro bei der Umsetzung ihrer Vorhaben unterstützt.

Zell am See sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln schon sehr gut direkt erreichbar, nun versuche man, auch die Vor-Ort-Mobilität auf nachhaltige Beine zu stellen, sagt KEM-Manager Stephan Obenaus. So pendelte bis Ende April zwischen Zell am See und der Talstation der Gletscherbahnen Kaprun testweise ein rein elektrisch betriebener Gelenkbus. Aus dem Testbetrieb soll Normalbetrieb werden, um eine weitere Lücke im nachhaltigen Mobilitätsangebot der Region zu schließen. Mit den Fördermitteln wurde auch die E-Bike-Ladeinfrastruktur ausgebaut.

In der Klima-Vorzeigeregion in den Karnischen Alpen liegt der Schwerpunkt auf regionaler Ernährungssouveränität ("Slow Food Travel"). Aber auch die Forcierung der autofreien Anreise der Urlaubsgäste sei den Verantwortlichen aus Tourismus und Gemeindeverband Karnische Region ein wichtiges Anliegen, sagt KEM-Managerin Alexandra Risslegger: "Alle touristischen Ziele der Region sollen bequem und möglichst mit klimafreundlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können." Ziel sei es, den Anteil der Urlauber, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, je nach Bereich auf 7 Prozent bis 15 Prozent zu erhöhen.

Ist man pünktlich dran und hat nichts vergessen, können die Ferien schon im Zug beginnen. Doch niemand schleppt gerne Koffer und Sportgeräte zum Bahnhof, weshalb nach wie vor die meisten lieber mit dem Auto anreisen. Das Haus-zu-Haus-Gepäckservice der ÖBB, mit dem man in Verbindung mit einem gültigen Bahnticket Urlaubsgepäck vorausschicken lassen kann, ist "definitiv ein Nischenprodukt", heißt es aus der ÖBB-Pressestelle. Es werde aber von einer kleineren Gruppe konstant gebucht. Der Versand von einem Stück Normalgepäck innerhalb Österreichs und innerhalb eines Standardzeitfensters zwischen 8 Uhr und 17 Uhr kostet 21 Euro, die Eingrenzung des Zeitfensters auf Vormittag, Nachmittag oder Abend kostet mehr.

Die Ferien beginnen also idealerweise schon im Zug. Doch niemand schleppt gerne Koffer und Sportgeräte zum Bahnhof, weshalb die meisten lieber mit dem Auto anreisen. Das Haus-zu-Haus-Gepäckservice der ÖBB, mit dem man in Verbindung mit einem gültigen Bahnticket Urlaubsgepäck vorausschicken lassen kann, ist "definitiv ein Nischenprodukt", heißt es auf Anfrage aus der ÖBB-Pressestelle. Es werde aber von einer kleineren Gruppe konstant gebucht. Der Versand von einem Stück Normalgepäck innerhalb Österreichs kostet 21 Euro. Das Gepäck wird dann innerhalb eines Standardzeitfensters zwischen 8 Uhr und 17 Uhr abgeholt. Die Eingrenzung des Zeitfensters auf Vormittag, Nachmittag oder Abend kostet extra.