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US-Absage an den privaten Krieg

Von WZ-Korrespondentin Von Agnes Tandler

Politik

Blackwater bisher für Drohneneinsätze zuständig. | Wut in Pakistans Bevölkerung wuchs. | Neu Delhi. Über das berüchtigte private US-Sicherheitsunternehmen Blackwater kursieren in Pakistan viele Gerüchte. Bewohner von Peshawar, der unruhigen Großstadt an der Grenze zu Afghanistan, beschweren sich schon seit längerem über schwarze, gepanzerte Fahrzeuge mit Diplomaten-Nummernschildern, die von der Chanar Road in University Town aus durch die Stadt preschen. Von der amerikanischen wie auch der pakistanischen Regierung wurde die Präsenz der Privatarmee jedoch lange bestritten. Nun wurde Blackwater der Garaus gemacht.


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Der US-Geheimdienst CIA erklärte, Blackwater werde künftig keine ferngesteuerten Drohnen in Afghanistan und Pakistan mehr mit Raketengeschossen bestücken, die seit einigen Jahren im unwirtlichen Grenzgebiet gegen Unterkünfte von Taliban- und Al Qaida-Kämpfer eingesetzt werden. Man habe den noch unter der Bush-Administration geschlossenen Vertrag mit der Firma inzwischen gekündigt, hieß es.

Damit haben die USA nun auch zugegeben, dass Blackwater in Pakistan eingesetzt wurde. Das 1997 von Ultrarechten gegründete US-Unternehmen firmiert wegen vielen Negativ-Schlagzeilen inzwischen unter dem neuen Namen Xe Services. Unter anderem wurden mehrere seiner Mitarbeiter beschuldigt, vor zwei Jahren im Irak 17 Zivilisten kaltblütig erschossen zu haben.

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Das Eingeständnis der USA kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Misstrauen gegen Ausländer in Pakistan neue Ausmaße erreicht. Die Armee geht auf Drängen Washingtons mit einer groß angelegten Militäroperation gegen die islamistischen Taliban an der Grenze zu Afghanistan vor. Als Rache dafür überziehen die Militanten das ganze Land mit Selbstmordanschlägen und terrorisieren die Bevölkerung. Doch die Bevölkerung sucht die Schuld nicht bei den Islamisten, sondern bei "fremden Kräften", die innerhalb des Landes operieren und Pakistan schaden wollen. Gerade der Name Blackwater wird dabei oft erwähnt.

Als vor rund zwei Wochen eine schwere Bombenexplosion auf einem belebten Markt in Peshawar mindestens 125 Menschen tötete, machten die Anwohner nicht die Taliban, sondern die USA dafür verantwortlich: "Die Taliban können so was nicht machen", erklärte Rashid Javed der pakistanischen Zeitung "The News". Und der Vorsitzende der Anwältekammer von Peshawar, Isa Khan, forderte, die Regierung solle der Bevölkerung endlich sagen, wer hinter den Anschlägen stecke: "Die Bevölkerung ist besorgt über die andauernde Terrorwelle - und die Zeit ist gekommen, ihnen zu sagen, wer darin verwickelt ist, ob es lokale Taliban, Blackwater oder Indien ist." Auch Hakimullah Mehsud, der Chef der pakistanischen Talibangruppe Tehrik-e-Taliban, goss Öl ins Feuer und machte Blackwater für die ständigen Anschläge in der Millionenstadt verantwortlich.

Selbst ausländische Journalisten sind nicht mehr sicher vor der Blackwater-Hysterie. Der Korrespondent des "Wall Street Journal", Matthew Rosenberg, wurde vor ein paar Wochen auf der Titelseite der pakistanischen Zeitung "The Nation" als operativer Mitarbeiter von CIA und Blackwater in Peshawar "geoutet". Die haltlosen Anschuldigungen des Blattes sind besonders brisant vor dem Hintergrund, dass der frühere Korrespondent der Zeitung, Daniel Pearl, 2002 in Pakistan von den Taliban entführt und enthauptet wurde.

Mit der CIA-Erklärung, dass US-Präsident Barack Obama die Schattenarmee nicht mehr in militärisch sensiblen Bereichen wie der Bewaffnung unbemannter Flugzeuge, einsetzt, will die USA nun offenbar Schadensbegrenzung üben, um die anti-amerikanische Stimmung in Pakistan nicht noch weiter anzuheizen. Um den Anti-Terror-Krieg weiterführen zu können, braucht sie die Zustimmung der Bevölkerung.