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Balanceakt zwischen EU und USA. | Sofia. Immer mehr osteuropäische Länder ziehen ihre Truppen aus dem Irak ab. Nun da die Parlamentswahlen über die Bühne gegangen sind, ziehen sich bis Ende Jahr auch Bulgarien und die Ukraine zurück. Moldawien hat den Irak zu Beginn dieses Jahres verlassen, Ungarn bereits 2004. Polen, ein wichtiger Alliierter der USA, droht mit dem Rückzug aus Irak, sollte Washington nicht genügend "wirtschaftliche Vorteile" bieten. Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewsicz ließ Mittwochabend bei einem überraschenden Besuch bei polnischen soldaten im Irak die Zukunft des polnischen Truppeneinsatzes offen.
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Stiller Rückzug
Vor allem die zunehmende Unzufriedenheit der Wähler sei für den Rückzug aus dem Irak ausschlaggebend. "Schon 18 ukrainische Soldaten sind gestorben und 33 wurden verletzt", sagt der ukrainische Vize-Aussenminister Ihor Dolhov. "Jeder Tod brachte Trauer und Schmerzen." Für Bulgarien hingegen bedeutet der Rückzug seiner Kampfeinheiten nicht den Rückzug aus der Irak-Politik. "Wir werden weiterhin uns an der Stabilisierung und am Wiederaufbau des Irak beteiligen", erklärte ein Sprecher des bulgarischen Aussenministeriums. "Die neusten Entwicklungen im Land verlangen mehr nach einem humanitären Engagement, nicht nach Kampfhandlungen." Auch die anderen Länder betonen, dass eine kleine Gruppe von Offizieren noch im Land bleiben wird, um die Soldaten der irakischen Armee zu unterrichten. Die osteuropäischen Staaten kündigen ihren Rückzug nicht so lauthals an, wie es noch der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriquez Zapatero getan hatte. Dieser hatte die USA für ihren Kriegszug harsch kritisiert. Spaniens Rückzug wurde als politischer Sieg für die Kriegskritiker betrachtet, vor allem für den französischen Präsidenten Jacques Chirac und den ehemaligen Deutschen Kanzler Gerhard Schröder. Die Osteuropäer hingegen ziehen sich leise zurück.
Gute Beziehungen sind wichtig
Die Zurückhaltung der Osteuropäischen Länder ist vor allem auf ihr Eigeninteresse zurückzuführen. Sie sind auf gute Beziehungen mit den USA angewiesen. Bulgarien verhandelt schon länger mit den USA über Militärstützpunkte. Ukraine möchte der von den USA dominierten NATO beitreten. Zur gleichen Zeit zeigt der Rückzug der osteuropäischen Länder aus dem Irak, dass sie auch die Beziehungen zu den westeuropäischen Ländern festigen wollen, wo viele Regierungen gegen die Invasion im Irak waren.