Wirtschaftsprüfer KPMG legte Mandat im Vorjahr zurück. | Raiffeisen will Eigentümer nennen. | Washington/Moskau/Wien. Das US-Justizministerium ermittelt gegen Rosukrenergo, die Schweizer Tochter von Gazprom und Raiffeisen Investment. Auslöser für das Vorgehen der Behörde war unter anderem der russisch-ukrainische Gaskrieg Anfang des Jahres, in dem Rosukrenergo als Vermittler tätig wurde.
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KPMG legte Mandat aus Imagegründen zurück
Die Raiffeisen Investment AG (RIAG) ist Treuhänder des 50-Prozent-Anteils. Seit Jahren rätseln Behörden und der international tätige Korruptionsbeobachter Global Witness, für wen die RIAG die Anteile hält. Ende Februar gab es ein Treffen von Vertretern des US-Ministeriums mit den Rosukrenergo-Chefs und RIAG-Vorstand Wolfgang Putschek. Auskünfte zur Causa will Putschek keine geben, dies sei mit der Raiffeisen Zentralbank vereinbart. Aus einem internen Raiffeisen-Dokument, das auch den US-Behörden vorliegen dürfte, geht allerdings hervor, dass der Treugeber von der Sicherheitsfirma Kroll Inc. überprüft wurde. Die Firma, für die großteils ehemalige CIA-Agenten arbeiten, hatte nichts zu beanstanden. Aus dem Dokument geht auch hervor, dass Raiffeisen die wahren Eigentümer in den nächsten Monaten offen legen will.
Doch nicht nur mit der US-Justiz gibt es Probleme: Der Wirtschaftsprüfer des Gashändlers Rosukrenergo, KPMG, hat sein Mandat "aus Imagegründen" Ende des Vorjahres zurückgelegt.
Ein diesbezügliches Schreiben liegt der "Wiener Zeitung" vor. Darin heißt es: "Die in der internationalen Presse erhobenen Vorwürfe beinhalten das Risiko einer Rufschädigung für unser Unternehmen". Zwischen den Zeilen klingt durch, dass die Beurteilung der Bilanzen wegen der unklaren Eigentümerschaft nicht mehr möglich sei. Mittlerweile hat der Gazprom-Prüfer PriceWaterhouseCoopers auch die Agenden von KPMG übernommen.
In einer neuen Untersuchung von Global Witness wird die enge Verbindung zwischen der ungarischen Firma Eural Trans Gas (ETG) und Rosukrenergo nachgewiesen. ETG gilt in Sachen Handel mit Turkmenengas als Vorgängerin von Rosukrenergo und machte wegen ihrer engen Kontakte zum ukrainisch-russichen Paten Semion Mogilevich Schlagzeilen. Dieser wird seit 2005 vom US-Sicherheitsdienst FBI wegen Geldwäsche, Erpressung und Betrug gesucht.
Auch die Ukrainische Sicherheitsbehörde (SBU) ist Mogilevich seit dieser Zeit auf den Fersen. SBU-Chef Alexander Turchinov glaubt, dass Rosukrenergo indirekt von Mogilevich kontrolliert wird.