Bagdad - Die USA haben gestern zum zweiten Mal versucht, den irakischen Diktator Saddam Hussein und Teile der Führungsspitze mit einem gezielten Luftschlag auszuschalten. Der US-Geheimdienst soll über konkrete Informationen verfügt haben, das Saddam Hussein und seine Söhne sowie hohe Offiziere in einem nicht näher bezeichneten Gebäude im Bagdader Stadtteil Al Mansur zusammengekommen seien. Das Haus wurde daraufhin gegen zwei Uhr morgens von einem B1-Bomber angegriffen, der vier 900-Kilogramm-Bomben (so genannte "Bunkerbuster") abgeworfen hat. Ob Saddam tatsächlich unter den Toten ist, ist völlig unklar.
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US-Pressegeneral Vincent Brooks konnte gestern nicht bestätigen, dass der irakische Diktator ums Leben gekommen ist. Er meinte lediglich, die USA hätten glaubwürdige Informationen über ein Treffen wichtiger Führer in einem Gebäude in Bagdad gehabt und es daraufhin bombardiert. Der Angriff sei erfolgreich gewesen und das Gebäude zerstört worden. Zuvor waren US-Regierungsmitarbeiter laut einem Bericht der "Washington Post" "vorsichtig optimistisch", dass der irakische Diktator tatsächlich getötet wurde.
"Es gibt nun ein großes Loch, wo vorher das Ziel stand", hieß es im Pentagon zum Resultat des Angriffs. Rettungshelfer bargen zwei Leichen aus den Trümmern und sprachen von möglicherweise 14 Todesopfern. Es ist dies der zweite gezielte US-Anschlag auf Saddam Hussein im Verlauf des Irak-Feldzuges. Bereits zu Kriegsbeginn, am 20. März, wollte die CIA über verlässliche Informationen über den Aufenthaltsort Saddam Huseins verfügt haben. US-Präsident George W. Bush gab daraufhin den Befehl zum Angriff.
Kämpfe im Stadtzentrum
Im Zentrum Bagdads wurde unterdessen heftig um strategisch wichtige Punkte entlang des Tigris gekämpft. Dabei ging es vor allem um die Jumhurija-Brücke, die am Vormittag von US-Panzern genommen wurde. Zuvor hatten A-10 Kampfflugzeuge panzerbrechende Munition auf Ziele im Zentrum der irakischen Hauptstadt abgeschossen. Sie griffen offensichtlich verbliebene Stellungen der irakischen Verteidiger an. Von Südosten her näherten sich unterdessen Kampfhandlungen dem Zentrum. Erstmals waren auch die Helikopter nur einige Kilometer vom Stadtzentrum im Einsatz. Ein wichtiger Militärflughafen im Südosten der Stadt soll von US-Einheiten erobert worden sein. Damit schneide man Mitgliedern der irakischen Regierung einen möglichen Fluchtweg ab, so das US-Zentralkommando.
Anscheinend kommt es aber immer wieder zu heftigen Gegenattacken der Iraker. So wurde gestern eine Stellung von US-Truppen am Westufer des Tigris angegriffen. Unter heftigem Gewehr- und Granatenbeschuss zogen sich die US-Truppen zeitweise zurück.
Der irakische Informationsminister Sahhaf beschwor unterdessen den angeblich ungebrochenen Verteidigungswillen der irakischen Armee: "Sie (die US-Soldaten) werden sich ergeben oder in ihren Panzern verbrennen."
Im Süden des Landes hat sich die Situation stabilisiert. Britische Streitkräfte kontrollieren Basra, die zweitgrößte Stadt des Landes, nach eignen Angaben bereits "zu 90 Prozent". Der britische Verteidigungsminister Hoon und sein US-Amtskollege Rumsfeld gehen davon aus, dass der irakische General Hassan Ali el Majid ("Chemie-Ali") , der als einer der Hauptverantwortlichen für Giftgasangriffe gegen irakische Kurden im Jahr 1988 gilt, bei Basra getötet wurde.