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US-Elitetruppen machen Jagd auf die irakische Militärelite

Von Christiane Oelrich

Politik

Washington - Im Irak-Krieg kämpfen nicht nur reguläre Militärverbände der Amerikaner und Briten und ihrer Verbündeten an vielen Fronten. Für die Öffentlichkeit unsichtbar und kaum beschrieben ist der Einsatz von kleinen Elite-Sondereinheiten. Auf sie setzen Washington und London große Hoffnungen, nachdem es an den Fronten langsamer als erwartet vorangeht. Die "Special Operation Forces" (SOFs) und spezielle Elite-Agenten des Geheimdienstes CIA haben den irakischen Machthaber Saddam Hussein selbst und seine engsten Vertrauten im Visier - und die "Lizenz zum Töten".


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"Mehr als eine Hand voll" von Saddams Mitarbeitern sei bereits liquidiert worden, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf amerikanische Militärquellen. Die Zeitung betonte, dass die US-Regierung keine Einwände gegen die Veröffentlichung des Artikels gehabt habe - ein Hinweis darauf, dass es ihr gelegen kommt, das irakische Regime mit solchen Berichten mürbe zu machen.

Für die gefährlichsten Einsätze steht die "Delta Force" des Heeres zur Verfügung, die so geheim ist, dass ihre Existenz von offizieller Seite stets geleugnet wird. Sie umfasst rund 360 hochtrainierte Mitglieder. Hand in Hand mit ihnen arbeiten Elite-Agenten der CIA. Nach mehreren fehlgeschlagenen und peinlichen Einsätzen hatte der Kongress gezielten Attentatseinsätzen gegen ausländische Politiker in den 70er Jahren einen Riegel vorgeschoben. Doch seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ist alles anders. Per Geheimdirektive hat Präsident Bush gezielte Liquidierungen wieder legalisiert.

CIA-Direktor George Tenet hat den Aufbau der Elitetruppen vehement vorangetrieben. "Eine Armee von James Bonds" betitelt die Zeitschrift "Time" die CIA-Truppe mit mehreren hundert Mitarbeitern. Viele von ihnen sind Ex-Soldaten oder eigens für besonders knifflige Einsätze an den Geheimdienst "ausgeliehen" worden. Einer der Elite-Agenten war Michael Spann, der in Afghanistan beim Aufstand in Mazar-i-Sharif ums Leben kam. Im Jemen gelang der CIA im vergangenen November ein Überraschungscoup: Mit einer Hellfire-Rakete, von einer unbemannten Predator-Drohne auf ein fahrendes Auto abgeschossen, tötete sie einen mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen und seine Begleiter.

Die US-Armee hat rund 45.000 Soldaten in Elite-Einheiten. "Ihre Mission ist unkonventionelle Kriegsführung, direkte Aktionen, besondere Aufklärung". Hinter den Frontlinien in und um Bagdad sollen kleine Gruppen mit leistungsfähigen Laptops gelandet sein. Sie sollen sich Medienberichten zufolge in die Kommunikation des irakischen Militärs einhacken und dort gezielte Fehlinformationen platzieren. Im Südirak sind nach diesen Berichten "Green Berets", eine andere Sondereinsatztruppe, aktiv. Sie versuchten, lokale Anführer mit dem Versprechen humanitärer Hilfe auf die alliierte Seite zu ziehen. Präsident George W. Bush nennt sie seine "stillen Krieger", wenn er auf die Eliteeinheiten zu sprechen kommt. So viele wie im Irak sollen noch in keinem US-Einsatz vor Ort gewesen sein.