Amerikanische Bauern verdienen so viel wie nie zuvor. | Politik will die Subventionen für die Landwirte kürzen. | Boston. Seit Autos Ethanol tanken, hat sich die Finanzlage der Farmer dramatisch verändert - zum Besseren. Sie produzieren mehr Getreide als je zuvor und ihre Profite steigen rasant. "Ich habe noch nie so viel verdient", sagt Leo Dorzweiler, Farmer im US-Bundesstaat Kansas. Normalerweise halten die Einkünfte der Farmer mit der Einkommensentwicklung anderer Branchen nicht Schritt. Oft sind sie gar gesunken, während sich andere Amerikaner gleichzeitig über kräftige Lohnerhöhungen freuen konnten. Im Moment ist es genau umgekehrt.
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Wie lange das noch so weitergeht, ist offen. Schon wagen Politiker einen Tabubruch: Sie wollen die staatlichen Beihilfen an die auf einmal gut verdienenden Bauern kürzen. Tun sie das, könnte bald schon wieder Ebbe in den Farmerkassen herrschen. Bereits im September laufen die gesetzlichen Grundlagen für die derzeit geltenden Beihilfen aus. Noch ist allerdings kein neues Gesetz in Sicht. Noch wird in Washington diskutiert, möglicherweise wird sich der Gesetzgeber auch noch etwas mehr Zeit lassen. Wie es derzeit aussieht, ist Washington bereit, in den nächsten fünf Jahren 300 Mrd. US-Dollar (192 Mrd. Euro) für die Landwirtschaft und Lebensmittel-Programme auszugeben. Zwei Drittel des Betrags sind für Lebensmittelgutscheine und andere nationale Ernährungsprogramme gedacht. Wie groß die Kürzungen für die Farmer ausfallen werden, ist noch völlig unklar. Das Thema ist heikel, genau wie in Europa sind Subventionen für Bauern in den USA ein Politikum.
Ethanol treibt Preise
Den Geldhahn ganz abdrehen will den Farmern jedoch keiner. Im Mittleren Westen sind sie eine starke Wählergruppe. Andererseits will man in Washington auch nicht verschwenderisch erscheinen, indem man Hilfsgelder in einen ohnehin prosperierenden Wirtschaftszweig pumpt. Und dann macht den Politikern auch noch die Sache mit den explodierenden Lebensmittelpreisen zu schaffen. Die sind nicht zuletzt deswegen gestiegen, weil die US-Regierung die Farmer subventioniert hat, damit sie Getreide zur Ethanol-Produktion anpflanzen. Die Politik steckt also in einem zum Teil selbstverschuldeten Dilemma.
Bush droht mit Veto
Derzeit bekommen selbst Farmer noch staatliche Beihilfen, die jährlich 950.000 Dollar einnehmen. Präsident George W. Bush will die Grenze nun auf 200.000 Dollar absenken. Sollten die Parlamentarier andere Ideen haben, werde Bush sein Veto einlegen, so Vize-Landwirtschaftsminister Charles Conner. Bleibt das Weiße Haus in der Hand der Republikaner, dürften die Bauern also bald weniger Geld in der Tasche haben. Denn auch Senator John McCain fordert weitgehende Subventionskürzungen.