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Die US-Notenbank Fed wirft alles, was ihre Geldpresse nur irgendwie auszuspucken vermag, in die Schlacht gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise. Da der Leitzins seit Monaten de facto bei null liegt, versucht Fed-Chef Ben Bernanke über den Ankauf bestimmter Wertpapiere Liquidität in die ausgetrockneten Märkte zu pumpen. Seine aggressiven Strategien haben Bernanke schon längst den Spitznamen "Rambo" eingebracht. | Mit der Ankündigung, ab nun auch längerfristige US-Staatsanleihen zu erwerben, erreicht seine Strategie eine neue Dimension - auch, was die angestrebten Volumina betrifft. Insgesamt will die Fed innerhalb von sechs Monaten Staatsanleihen im Ausmaß von bis zu 300 Milliarden US-Dollar erwerben. Das bestehende Programm zum Aufkauf fauler Papiere auf Basis gebündelter Immobilienkredite wird um 750 Milliarden auf 1250 Milliarden Dollar aufgestockt, weitere 100 Milliarden Dollar werden für andere Kredit-Arten zur Verfügung gestellt.
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Durch den Erwerb von Staatsanleihen sorgt die Fed für mehr Nachfrage in diesem Bereich und treibt damit den Marktpreis dieser Papiere hoch. Das führt dazu, dass der Reingewinn - die Rendite - für neue Investoren sinkt, da das mit der Anleihe verknüpfte Recht auf Zinszahlungen in fixer Höhe immer teurer erkauft werden muss.
Die Auswirkungen wären vielfältig: So sind in den USA die Zinsen vieler Unternehmensanleihen und Privatkredite an das Rendite-Niveau der zehnjährigen US-Staatsanleihen gekoppelt. Letzteres ist alleine durch die Ankündigung der Fed am Mittwoch um 0,5 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent gefallen.
Darüber hinaus könnte die Fed die Staatsanleihen Banken abkaufen, die dann mehr Mittel zur Kreditvergabe flüssig hätten. Für neue Investoren wird es wegen der sinkenden Zinsen zudem unattraktiv, Staatsanleihen zu erwerben. Die Anleger - so die Hoffnung - würden auf Unternehmensanleihen umsteigen, was Firmen ihre Refinanzierung erleichtern sollte.
Ein - zumindest offiziell nicht beabsichtigter - Nebeneffekt ist, dass die Fed durch den Kauf von Staatsanleihen der US-Regierung hilft, ihr - wegen Konjunktur- und Bankenhilfspaketen - explodierendes Budgetdefizit zu finanzieren. Kritiker warnen bereits davor, dass die Notenbank durch diese massive Ausweitung der Geldmenge die Gefahr einer Hyper-Inflation verstärkt.
Diese Sorge hat zuletzt den Goldpreis weiter nach oben getrieben. Umgekehrt sorgte die Hoffnung auf einen Erfolg der Fed-Strategie am Donnerstag aber auch für starke Kursgewinne an den Aktienmärkten. Jetzt könnte die Europäische Zentralbank (EZB) unter Zugzwang geraten, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. Allerdings hat die EZB im Gegensatz zur Fed beim Leitzins noch Spielraum nach unten.