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US-Hypothekenkrise sorgt erneut für Börsen-Blutbad

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Krise stärkt US-Dollar und Yen. | Börsen fallen auf den Stand zu Beginn des Jahres zurück. | Wien/NewYork. Die Talfahrt an den internationalen Börsen hat sich am Donnerstag weiter beschleunigt. Nachdem in den USA Gerüchte auftauchten, dass dem größten Baufinanzierungs-Institut Countrywide im Gefolge der US-Hypothekenkrise sogar der Bankrott drohen könnte, sind weltweit die Kurse eingebrochen.


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In Wien lag der ATX zeitweise über vier Prozent im Minus. Der Index hat damit seinen gesamten Gewinn seit Jahresbeginn eingebüßt. Er liegt nun rund 10 Prozent unter dem Rekordhoch, dass er am 9. Juli mit 5011 Punkten erreicht hat.

Im Europäischen Vergleich hat die Wiener Börse am Donnerstag besonders viel eingebüßt. Doch auch an den anderen Börsen-Plätzen waren die Verluste beträchtlich. Der Frankfurter DAX lag zeitweise zwei Prozent im Minus, der Londoner FTSE mehr als drei Prozent. Der DAX hat damit seit seinem Höchststand am 13. Juli ebenfalls etwa 10 Prozent verloren; er liegt aber nach wie vor um rund 10 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Für die Frankfurter Börse ist die US-Hypothekenkrise damit bisher noch relativ glimpflich verlaufen.

Der Dow Jones in New York liegt ebenfalls mittlerweile um 10 Prozent unter dem Rekord-Stand von Mitte Juli. Im Vergleich zum Jahresbeginn bleibt nur mehr ein kleiner Zuwachs von knapp drei Prozent übrig.

Währungsmärkte

Die Krise bei US-Hypothekarkrediten niedriger Bonität wirkt sich nun auch immer stärker auf die Währungsmärkte aus. Im Zentrum steht dabei der japanische Yen, der in den letzten Wochen gegenüber Euro und Dollar rund zehn Prozent an Wert gewonnen hat. Sehr viele Investoren wollen nun, da ihre Spekulationen schief gegangen sind, jene Yen-Kredite rasch zurückzahlen, die sie für die Finanzierung ihrer Spekulationen aufgenommen haben. Da sie dafür Yen an den Devisenmärkten kaufen müssen, treibt das den Wechselkurs der japanischen Währung nach oben.

Ein ähnlicher Mechanismus drückt derzeit auch den Dollar nach oben. Europäische Banken und Fonds, die Kredite in Dollar für riskante Hypotheken-Schuldverschreibungen aufgenommen haben, versuchen nun Hals über Kopf, die Schuldverschreibungen abzustoßen und die Kredite zurückzuzahlen. Den Trend haben auch einige Währungs-Spekulanten erkannt, die auf einen steigenden Dollar setzen und so dem Wechselkurs noch zusätzlich Auftrieb geben. Wegen des hohen Leistungsbilanz-Defizites der USA ist aber längerfristig wieder mit einem Rückgang des Dollars zu rechnen.