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Normale Bürger von Sog auch erfasst. | Boston. Rachid Mansour ist ein ganz normaler Hausbesitzer. Robert Heavey ist ein ganz normaler Bauunternehmer. Beide sind zahlungsfähig, keiner von ihnen hat Kredite aufgenommen. Kurz: Weder Mansour noch Heavey sind direkt verwickelt in die US-Subprimekrise, die durch teils wilde Spekulationen mit US-Schrotthypotheken ausgelöst wurde. Doch sie spüren die Auswirkungen. Und sie sind sehr besorgt.
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Mansour, Ingenieur aus der Kleinstadt Southborough an der Ostküste, versucht seit einem Jahr vergeblich, sein Haus zu verkaufen. "Wir haben zwei Kinder, wir brauchen mehr Platz."
Keinen Kilometer entfernt versucht der Bauunternehmer Heavey, Zeit zu schinden. Er arbeitet dort an der Fertigstellung einer Siedlung mit 40 Wohneinheiten. Auch er hat Angst, am Ende keine Käufer zu finden. Er wartet jetzt einfach ab.
Stabilisierung abwarten
Das tun die meisten. "Käufer warten darauf, dass die Preise für Immobilien weiter fallen, Verkäufer darauf, dass sie wieder steigen", resümiert Mansour, der gerne 170.000 Dollar für sein Haus hätte. Ohne dieses Geld kann er ein größeres nicht finanzieren. Er ist schon fast 20.000 Dollar heruntergegangen, aber einen Käufer hat er immer noch nicht.
Der Rekord an Zwangsvollstreckungen im Zuge der Hypothekenkrise hat den US-Immo-Markt zu einem Käufermarkt gemacht. Von ihnen gibt es nur wenige. Und die Kreditgeber, die noch vor gut einem Jahr Geld auch ohne Sicherheiten verliehen, rücken heute überhaupt kein Geld mehr heraus. In diesem Teufelskreis sinken die Hauspreise immer weiter.
Für einen Rückgang bei den Zwangsversteigerungen gibt es keine Anzeichen: Allein in Massachusetts waren es gezählte 3000 Versteigerungen im Februar, um ein Drittel mehr als im Vorjahr. In den USA insgesamt lagen die Zahlen im letzten Quartal 2007 gar um 54 Prozent über dem Vorjahreswert.
Mickey Skarr, 53, und ihr 58 Jahre alter Mann haben Glück gehabt. Sie haben einen Käufer für ihr Haus in Southborough gefunden - nach langem Suchen, aber immerhin. "Früher hätten uns die Leute die Tür eingerannt", sagt Mickey Skarr. Jetzt mussten sie vier Monate auf einen Käufer warten. Und der zahlte am Ende auch nicht die ursprünglich geforderten 245.000 Dollar, sondern nur 210.000 Dollar.
Für die Skarrs nicht so tragisch. Sie ziehen nach Florida, und da sind Immos ohnehin billiger als in Massachusetts. Aber dort werden sie sich erst eine Wohnung mieten, bis sie für ein Eigenheim zuschlagen: "Die Häuser werden sicher bald noch billiger."