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US-Kritik am Muttertag

Von Peter Bochskanl

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Es wäre ja verwunderlich gewesen, hätte sich Ingrid Thurnher "im Zentrum" nicht bemüht, die Diskussion über die Tötung Bin Ladens ins US-kritische Fahrwasser zu lenken.


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Es wurde nicht nur ein nicht sehr sprachmächtiger US-Botschaftssekretär vorgeführt, sondern auch der Eindruck vermittelt, dass der Einsatz der US-Spezialeinheit nur auf eine "Hinrichtung" abgezielt habe und die Gefangennahme des Terror-Paten gar nicht das Ziel gewesen sei. Es war Ex-Kanzler Franz Vranitzky vorbehalten, darauf hinzuweisen, dass bis heute nicht klar ist, ob Bin Laden nicht in Notwehr erschossen worden sei. Und auch Ex-Cobra-Chef Wolfgang Bachler ging nicht in die Falle, sondern davon aus, dass die Festnahme Bin Ladens das Ziel gewesen sei.

Aber natürlich liegt Amerikafeindlichkeit im europäischen Medientrend. Auf dem wohl auch ein wenig der eingeladene Nahostexperte mitschwamm. Er versuchte, die Gefährlichkeit Bin Ladens kleinzureden und die "Hunderttausenden Toten im Irak" gegen die Toten des 11. September aufzurechnen. Allerdings musste er sich von "Welt"-Redakteur Clemens Wergin sagen lassen, dass es Opfer eines von der Al-Kaida entfachten Bürgerkriegs waren, dessen Parteien die Amerikaner unter eigenen Verlusten auseinanderzuhalten bemüht waren. Am Ende der eher einseitigen und vom Mangel an Information über den tatsächlichen Hergang der Ereignisse in Abottabad geprägten Debatte wurde dann eine Doku über die Lust alternder Frauen als Beitrag des ORF-TV zum Muttertag angekündigt. Es war der einzig längere zur Feier des Tages.