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US-Militäraktionen irritieren Pakistan

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

USA und Pakistan driften beim Anti-Terrorkampf immer weiter auseinander. | Neu Delhi. Bei einem amerikanischen Militärangriff im Nordwesten Pakistans sind am Freitag mindestens 14 Menschen getötet und zehn weitere verletzt worden. Es ist bereits die fünfte Militäraktion der Amerikaner auf pakistanischem Boden in diesem Monat.


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Unbemannte Flugkörper, sogenannte Drohnen, sollen pakistanischen Medien zufolge zwei Raketen auf ein Haus außerhalb von Miranshah, die größte Stadt in Nord-Waziristan, unweit der afghanischen Grenze abgefeuert haben. Die meisten der Opfer sollen Taliban-Kämpfer sein. Die Gegend an der Grenze zu Afghanistan gilt als Rückzugsgebiet für Taliban- und Al-Qaida.

Die USA wirft Pakistan vor, nicht energisch genug gegen die militanten Fundamentalisten im eigenen Land vorzugehen. Offensichtlich hat Washington nun beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

US-Präsident George W. Bush soll daher vor einigen Monaten grünes Licht für Angriffe dieser Art gegeben haben, ohne dass dafür zuvor die Zustimmung Islamabads eingeholt wird. Pakistan verbittet sich dies und sieht seine Souveränität verletzt. "Die Grenzen des Landes werden um jeden Preis verteidigt", erklärt Militärchef Asfaq Kayani und sagt weiter, man werde es ausländischen Kräften nicht erlauben, Militäroperationen innerhalb Pakistans auszuführen.

Doch dies ficht die USA offenbar nicht an. In der letzten Woche hatte ein Einsatz amerikanischer Spezialeinheiten in Pakistan für einen Aufschrei der Empörung gesorgt. Das US-Kommando war mit einem Helikopter auf pakistanischem Territorium abgesetzt worden. Bei dem Angriff starben pakistanischen Angaben zufolge 20 Menschen, darunter sollen auch Frauen und Kinder gewesen sein. Es war der erste offiziell eingestandene Angriff der Amerikaner auf pakistanischem Boden seit 2001. Damit bekommt der Anti-Terrorkampf in Pakistan eine neue, gefährliche Dimension.

Bisher hatten die USA stets verneint, auf pakistanischem Boden Taliban zu jagen. Nachzuprüfen war das kaum, denn unabhängige Beobachter gibt es in der unwirtlichen Grenzregion nur wenige.

Dass die Amerikaner nun ohne Scheu zugeben, Bodenoperationen zu führen, löst überall in Pakistan Wut und Ärger aus. Die USA sind wenig beliebt. Auch der Kampf der pakistanischen Armee an der Grenze zu Afghanistan ist alles andere als populär - bei den Soldaten wie der Bevölkerung. Der Anti-Terrorkampf wird in Pakistan durch das eigenwillige Spiel der USA nicht populärer. Die Amerikaner düpieren zudem Regierung und Militär und schwächen damit diejenigen Kräfte, auf die sie bislang gesetzt haben.