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Schon Anfang 2001 warnte ein Bericht des einflussreichen Council on Foreign Relations (CFR) und des James A. Baker III Instituts in seinen Empfehlungen für die Energie-Strategie des Kabinetts Bush vor einer drohenden Ölknappheit in den USA, betonte aber auch die mögliche "Notwendigkeit militärischer Interventionen" zur Sicherung des Ölnachschubs.
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Dieser Bericht begrüßte auch die Gründung der "Energy Task Force" des Vizepräsidenten Dick Cheney und den Vorschlag, zur Ausarbeitung eines Energieplans "Vertreter des Verteidigungsministeriums" beizuziehen.
Welches Gewicht diesem Bericht zukommt, geht schon daraus hervor, dass CFR wahrscheinlich den größten politischen Einfluss aller einschlägigen Institutionen hat. Zu den Mitgliedern zählen zahlreiche Proponenten der gegenwärtigen Regierung und früherer Administrationen sowie bedeutende Wirtschaftskapitäne, wie etwa Frank C. Carlucci (Präsident der Carlyle Group), Jimmy Carter, Richard Cheney, Zbigniew Brzezinski und Henry Kissinger.
Neue Außenpolitik ist ein "Gebot der Sicherheit"
"Es gibt keine Alternative" und "es ist keine Zeit mehr zu verlieren" drängte die Studie und prophezeite den USA explodierende Energiepreise, wirtschaftliche Rezession und soziale Unruhen. Die "Neubewertung der Rolle der Energie in der amerikanischen Außenpolitik" im Hinblick auf den Zugang zum Öl wurde wiederholt als "Gebot der Sicherheit" bezeichnet.
Die Studie räumte auch auf mit dem Mythos, dass die USA weitgehend vor den Auswirkungen von Problemen mit der Ölversorgung aus dem Nahen Osten abgeschirmt seien: "Ölpreisentwicklung und Ölversorgung im Nahen Osten betreffen die Energiekosten rund um den Globus".
Als "unmittelbaren Schritt" schlug die Studie eine Untersuchung vor, ob eine Änderung der US-Außenpolitik die Verfügbarkeit von Öl aus der Kaspischen Region beschleunigen könne. Das gab den Anschuldigungen neue Nahrung, dass Energiefragen die Afghanistan-Politik der USA bestimmen. Die französischen Autoren Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquie behaupten laut Inter Press Service (IPS)vom 15. November 2001, dass die Bush-Administration wegen der Ölinteressen Terrorismusuntersuchungen blockiert und mit den Taliban verhandelt habe. Die CFR-Studie erwähnt mehrfach den Plan einer Pipeline über Afghanistan zum Kaspischen Öl und Gas. IPS zitiert die Autoren mit dem Hinweis, nach der verweigerten Kooperation der Taliban habe die Grundrichtung der Politik von "Energiesicherung zur militärischen Option" gewechselt.
Das General Accounting Office, der "Rechnungshof" des Kongresses, hat in seiner ersten Klage seit 81 Jahren Cheney aufgefordert, Details der Sitzungen seiner Energy Task Force bekannt zu geben. Dabei scheint es in erster Linie um die Frage möglicher Verwicklungen der Task Force in den Enron-Skandal zu gehen; es könnte dabei aber auch herauskommen, ob nun das Verteidigungsministerium tatsächlich in der Task Force mitarbeitet.
Irakische Ölproduktion so rasch wie möglich steigern
Die Studie bemängelte auch, dass die US-Energiepolitik es zugelassen hat, dass die Überkapazität der Ölindustrie von acht Prozent im Jahre 1990 auf knappe zwei Prozent des globalen Bedarfs gesunken ist - und damit die Abhängigkeit der USA mit der Erhöhung des Anteils des Nahen Ostens an der Welterdölproduktion steige. Dazu kommt der Unsicherheitsfaktor des steigenden Anti-Amerikanismus in den Golfstaaten. Wiederholt wies der Bericht daher auf die Notwendigkeit hin, die irakische Ölproduktion so bald wie möglich zu steigern.