Hilferuf nach dem Staat wird lauter. | Für Experten Krise noch nicht vorbei. | Wien. Die Krise an den Internationalen Finanzmärkten scheint alles andere als ausgestanden. Angesichts des von der US-Notenbank Fed und der US-Regierung massiv unterstützten Notverkaufs der Investmentbank Bear Stearns an Wall-Street-Konkurrentin JP Morgan wird der Hilferuf nach dem Staat nun auch in Europa immer lauter.
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So glaubt etwa Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr an die selbstheilende Kraft der Märkte. Ackermann hat am Montag Regierungen und Zentralbanken zu "mutigen Schritten" gegen die Finanzkrise aufgerufen. Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger forderte die Politik auf, notfalls gegen den Willen der Banken mehr Transparenz herzustellen. Sinnvoll sei ein gemeinsames Konjunkturprogramm exportstarker Länder.
Retten, was zu retten ist
Bei dem Versuch, die Finanzkrise unter Kontrolle zu bekommen, hat die US-Notenbank - in Abstimmung mit der Regierung - die Führung übernommen. Für die Dienstagabend anberaumte Fed-Sitzung hatten Analysten eine neuerliche Senkung der Leitzinsen um mindestens einen Prozentpunkt auf zwei Prozent erwartet. Darüber hinaus dürfte Fed-Chef Ben Bernanke weiter frisches Geld in die ausgetrockneten Märkte pumpen - eine Strategie, die auch Wifo-Experte Franz Hahn für richtig hält.
Durch die Zusatzversorgung mit Liquidität würden die Banken die Chance erhalten, ihre Risiken in Zusammenhang mit schlecht besicherten Krediten langsam aufzuarbeiten und zu retten, was zu retten ist, so Hahn. Dadurch werde sich die Krise möglicherweise noch bis Jahresende ziehen, meint der Experte. Nachhaltige Schäden für das Finanzsystem könnten aber so minimiert werden.
Passiert nichts Unvorhergesehenes dürfte sich, so IHS-Expertin Edith Skriner, die Realwirtschaft in Europa in Folge der Krise bis zur Jahresmitte weiter abschwächen, dann sollte es aber wieder aufwärts gehen.
"Die Party ist vorbei"
Insgesamt könnte die Konjunkturkrise in den USA, die mit den Finanzmarktturbulenzen Hand in Hand geht, jedoch die Weltwirtschaft nach unten ziehen, meint Hans-Werner Sinn vom Münchner Ifo-Institut. "Die Party ist vorbei", glaubt der Wirtschaftsforscher. Erste Befürchtungen haben sich am Dienstag nicht bewahrheitet: Die US-Banken Goldman Sachs und Lehman Brothers, deren Quartalszahlen mit Sorge erwartet worden waren, haben zwar Gewinneinbrüche hinnehmen müssen. Diese fielen jedoch moderater aus als angenommen.