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Ist den Raketentschild-Plänen des Republikaners George W. Bushs ein ähnliches Ende beschieden wie den SDI-Ambitionen seines politischen Ahnen Ronald Reagan?
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Zur Erinnerung: 1983, Gorbatschow war noch nicht an der Macht und der Kalte Krieg auf dem Höhepunkt, sorgte Reagan mit der Ankündigung für Aufregung, er werde einen Abwehrschirm gegen Interkontinentalraketen bauen, die Atomwaffen der UdSSR wirkungslos und die USA unverwundbar machen. Milliarden über Milliarden wurden in das Projekt, das im Volksmund "Star Wars" genannt wurde, investiert. Doch die Ergebnisse enttäuschten, das Interesse an dem Mammut-Projekt erlahmte. Vor allem, nachdem der Gegner in Form der UdSSR weggebrochen war.
Dass das SDI-Projekt (Strategic Defence Initiative) die Sowjetunion in einen Rüstungswettlauf verstrickt hat und maßgeblich an der Implosion der überforderten Supermacht beigetragen hat, wird zwar von vielen Republikanern bis heute behauptet. Mittlerweile gilt aber als erwiesen, dass die UdSSR an inneren Widersprüchen zugrunde gegangen ist.
Und doch ist SDI nicht einfach sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden. Man hat erkannt, dass die Ausmaße des Projekts viel zu gigantisch sind und abgespeckt. Das Raketenschild, das jetzt in Tschechien und Polen installiert werden soll und sich gegen die mögliche künftige Atommacht Iran richtet ist - als Mini-Variante - ein Vermächtnis von SDI. Doch ist das Bush-Projekt mit einer düsteren Zukunft konfrontiert.
Da ist zunächste einmal der Widerstand der Russen. Wladimir Putin hat sich derart auf das geplante Raketenschild in Osteuropa eingeschossen und wird nicht müde, mit Vergeltung zu drohen und mit verschiedenen militärischen Kraftakten die Muskeln spielen zu lassen, dass man sich in den USA nun doch beeindruckt zeigt und nach Kompromissen Ausschau hält.
Punkt zwei ist, dass sich die Ära Bush langsam aber sicher ihrem Ende zuneigt. Vieles deutet darauf hin, dass die Republikaner nach den nächsten Wahlen, die in genau einem Jahr stattfinden werden, nicht mehr den Präsidenten stellen werden. Und die Demokraten werden das Bush-Projekt nicht mit dem gleichen Elan weiterführen. Im Demokraten-dominierten Kongress werden jetzt schon die Raketenschild-Finanzierungspläne nicht genehmigt, im Haushalt sei dafür kein Geld vorhanden, heißt es. Damit führt der Kongress den Sparkurs, den er auch im Irak vertritt, fort.
Dann sind da noch Tschechien und Polen, die, soll die Veranstaltung auf ihrem Territorium stattfinden, ein Wörtchen mitzureden haben. Vor allem Polen scheint die Sache verschleppen und die US-Wahlen abwarten zu wollen.
Nicht unwahrscheinlich also, dass Bush in Sachen Raketenabwehr ähnliche Erfahrungen wie einst Reagan machen muss.