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US-Traumpartner Indien

Von Georg Friesenbichler

Analysen

Gegengewicht zur Großmacht China. | Förderung für Bush-Energieplan. | Die Absicht sei es, "die Beziehungen der beiden Länder zu einer globalen Partnerschaft zu entwickeln", hieß es am 18. Juli 2005 in einer gemeinsamen Erklärung von US-Präsident George W. Bush und Indien-Premier Manmohan Singh in Washington.


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Der Gegenbesuch von Bush in Indien verfolgt genau dieses Ziel. Nachdem Indien jahrelang eine Politik der Blockfreiheit mit guten Beziehungen zur damaligen UdSSR verfolgt hat, nähert es sich nun dem Westen zunehmend an. Gleichzeitig hat es sich in Asien zum zweiten großen Boom-Land neben China entwickelt.

Die Bush-Regierung sieht darin die Gelegenheit, das demokratische Land als strategisches Gegengewicht zu China zu unterstützen. Zwar wollen Inder wie auch Amerikaner offiziell nicht von einem "In-Schach-halten" der Volksrepublik sprechen, räumt der Ex-US-Botschafter in Indien, Robert Blackwill, in einer Sonderausgabe des Magazins "India Today" ein.

Dennoch ist es das gemeinsame Ziel, Asien nicht einer einzigen Großmacht zu überlassen. Deshalb wird auch eine stärkere Zusammenarbeit der Streitkräfte angestrebt. Diese heikle Allianz wird dadurch erleichtert, dass sich Indiens Verhältnis zum benachbarten Rivalen Pakistan zunehmend entspannt.

Bei der Verwirklichung der Partnerschaft gilt es allerdings auch Probleme zu überwinden. Streitpunkt ist etwa der Bau einer Gas-Pipeline vom Iran durch Pakistan nach Indien, das auch drei Viertel seines Ölbedarfs aus dem Iran deckt. Mancherorts wird spekuliert, die Entmachtung des indischen Ölministers, der auf dem Projekt beharrte, im Jänner sei ein Opfer auf dem Altar der Partnerschaft gewesen.

Dass Indien im Gouverneursrat der Atomenergiebehörde für eine Einschaltung des UNO-Sicherheitsrates beim Atomstreit mit dem Iran plädiert hat, wird gleichfalls auf den Druck der USA zurückgeführt. Der US-Kongress würde schwerlich einem Sonderstatus für die indische Atompolitik zustimmen, sollte sich das Land auf die Seite des Erzfeindes schlagen.

In New Delhi sah sich Premier Singh mittlerweile zur Versicherung genötigt, man werde vor der Supermacht nicht "buckeln" und das Atom-Sonderabkommen nicht um jeden Preis verwirklichen wollen.

Der AKW-Ausbau würde sich freilich hervorragend in das Energiekonzept von Bush einpassen lassen, das die Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren will. Wichtigstes Mittel dafür ist der Ausbau der Nuklearenergie - im Inland, aber auch in Entwicklungsländern. Diese sollen im Rahmen der Initiative "Global Nuclear Energy Partnership" (Gnep) von Staaten mit fortgeschrittener Atomtechnologie ihre jüngsten Errungenschaften erhalten und im Gegenzug auf militärische Nutzung verzichten.

Indien deckt bisher nur drei Prozent seines Energiebedarfs aus 15 Kernreaktoren. Acht weitere sind in Bau. Bis 2020 sind 24 weitere Reaktorblöcke geplant.