Bagdad - US-Truppen haben sich am zwölften Tag des Irak-Krieges erstmals schwere Bodenkämpfe mit den Republikanischen Garden geliefert. Dabei lief die Suche nach einigen Mitgliedern der irakischen Führungselite auf Hochtouren, unter ihnen "Chemie-Ali", ein Cousin Saddams, der für die Giftgasangriffe auf Kurden im Jahr 1988 verantwortlich sein soll. Die Alliierten setzen außerdem ihre massiven Luftangriffe auf die irakische Hauptstadt fort und nahmen das Informationsministerium ins Visier. Auch die Militäroperationen im Nordirak dauerten an. Vize-Regierungschef Tarek Aziz drohte den US-geführten Truppen mit weiteren Selbstmordanschlägen. Diese seien im Sinne der Selbstverteidigung legitim.
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US-Soldaten der 3. Infanteriedivision verstrickten sich östlich von Kerbala, keine hundert Kilometer südlich von Bagdad, in massive Bodengefechte mit den Republikanischen Garden, ohne dabei wesentliche Fortschritte zu erzielen (siehe Artikel rechts). In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder vereinzelte bewaffnete Auseinandersetzungen mit diesem harten Kern der irakischen Armee gegeben. Bei den Kämpfen seien rund 200 Iraker getötet, verwundet oder gefangen genommen worden, teilten andere US-Offiziere mit. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters kam mindestens ein US-Soldat bei Kämpfen in Hilla, nahe dem antiken Babylon, um. US-Generalstabschef Richard Myers kündigte gestern jedenfalls an, man sei dabei, "die Schlinge um Bagdad enger" zu ziehen. Und er warnte den Irak vor vefrühtem Optimismus: "Wir haben Zeit", so der General.
"Chemie-Ali"
Außerdem wurde gestern die Ortschaft Shatra nördlich von Nassiriya von US-Trupps attackiert. Ziel des Angiffs auf Shatra sind dort vermutete Vertreter der irakischen Führung, die hinter Guerilla-Angriffen auf US-Nachschubtransporte stecken sollten. Unter den ranghohen Irakern sei auch Ali Hassan al Majid, ein Cousin von Präsident Saddam Hussein. El Majid ist auch unter dem Namen "Chemie-Ali" bekannt, da er für den Giftgaseinsatz gegen Kurden in Nordirak 1988 verantwortlich war.
Schlacht um Basra
Britische Marineinfanteristen rückten unterdessen auf die südirakische Stadt Basra vor. Der Vormarsch dürfte bereits am Sonntag begonnen haben, als über 600 Mann des 40. Kommandos der Royal Marines auf den zwölf Kilometer südöstlich von Basra gelegenen Ort Abu el Chassib vorstießen. Ziel des Angriffs ist es nach Angaben von Brigadegeneral Jim Dutton, die oppositionellen Schiiten in Basra zum Aufstand gegen die irakische Führung zu ermutigen.
Nach dem Luftangriff auf das Bagdader Informationsministerium fiel der Sendebetrieb des irakischen Staats-Fernsehens aus. Das Gebäude wurde durch einen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk getroffen. Das Fernsehgebäude selbst befindet sich in der Nähe des Ministeriums. Alliierte Kampfflugzeuge bombardierten auch Ziele entlang der Demarkationslinie zur quasi-autonomen Kurdenregion in Nordirak. Es gab Berichte von mehreren heftigen Explosionen in Kalak, rund 40 Kilometer östlich von Mosul.
US-Soldaten und kurdische Verbündete zerstörten nach Angaben von US-Generalstabschef Richard Myers in Nordirak außerdem ein Lager, das angeblich von Mitgliedern des Terrornetzwerkes El Kaida genutzt wurde. US-Außenminister Colin Powell hatte die Existenz des Lagers vergangenen Monat als Beweis für die angeblichen geheimen Verbindungen zwischen der Regierung in Bagdad und dem Terrornetzwerk von Osama bin Laden präsentiert. Diese Verbindung wird von Experten jedoch angezweifelt.
"Friedhof für Amerikaner"
Der irakische Außenminister Naji Sabri drohte gestern den Streitkräften der Kriegsallianz mit massiven Verlusten und forderte ihre Soldaten auf, sich zu ergeben. "Wir werden unsere Wüsten in einen großen Friedhof für die Amerikaner und Briten verwandeln", sagte der Minister in Bagdad. Nach Angaben der französischen Tageszeitung "Le Monde" haben irakische Extremisten mit weiteren Selbstmordanschlägen auf die alliierten Truppen gedroht: 300 "Märtyrer" stünden dafür bereit.