Investoren aus dem Ausland dürften wichtiger werden.
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Wien. Es gilt als so gut wie beschlossen, dass die US-Notenbank Fed per Ende Juni ihr zweites Ankaufprogramm von US-Staatsanleihen im Ausmaß von 600 Milliarden US-Dollar beendet. Damit können sich die USA auf höhere Zinsbelastungen einstellen.
Wie UniCredit-Experte Harm Bandholz in einem Analyse-Entwurf, der der "Wiener Zeitung" vorliegt, aufzeigt, hat die Fed alleine im ersten Quartal mit 350 Milliarden Dollar fast doppelt so viele US-Staatspapiere gekauft, wie das Finanzministerium in diesem Zeitraum auf den Markt geworfen hat. Rechnerisch habe die Fed somit nicht nur sämtliche neuemittierten Anleihen gekauft, sondern auch am Sekundärmarkt noch kräftig zugeschlagen. Diese Käufe hatten nicht zuletzt das Ziel, die Nachfrage zu stärken und damit die Zinsen, die die USA ihren Gläubigern bieten müssen, zu senken.
Wie Bandholz beschreibt, hat die Fed mit ihrem Ankaufprogramm andere Geldgeber, wie zum Beispiel ausländische Investoren oder Privathaushalte aus dem Markt gedrängt. China habe seinen Bestand an US-Staatsanleihen seit Oktober sogar um gut 30 Milliarden Dollar reduziert.
Nun geht Bandholz davon aus, dass die Fed künftig statt 100 Milliarden Dollar nur noch etwa 20 Milliarden Dollar pro Monat in US-Papiere investieren wird. Das würde es den anderen Investoren ermöglichen, auf den Markt zurückzukehren. Im Unterschied zur US-Notenbank, die ihre Gewinne ans Finanzministerium transferieren muss, wäre diesen Geldgebern die Höhe der Rendite nicht gleichgültig.
Steigende Verschuldung Grund zur Sorge
Dass die Investoren künftig höhere Zinsen verlangen dürften, hat dabei noch zwei weitere Gründe: Bandholz zitiert Schätzungen des IWF, denenzufolge die öffentliche Hand in den USA zwischen 2010 und 2012 pro Jahr Anleihen im Wert von 25 bis 30 Prozent der Wirtschaftsleistung platzieren müssen.
Das ist - nach Japan - der zweithöchste Finanzierungsbedarf der untersuchten Industrieländer. Darüber hinaus wächst die Sorge über die steigende Verschuldung der USA.
Das Budgetdefizit - also die Neuverschuldung - dürfte heuer bei 1,65 Billionen US-Dollar oder 11 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen. Die Gesamtverschuldung machte Ende 2010 knapp 93 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Zum Vergleich: In der Europäischen Union gilt eine Schuldenquote von 60 Prozent als Zielwert. Das jährliche Defizit soll 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten.
Freilich sind auch in der EU im Zuge der Wirtschaftskrise fast alle Staaten zumindest mit einem dieser Werte in Konflikt geraten. In den USA hofft man mit Nachsicht an den Märkten, da der US-Dollar international als wichtigste Reservewährung gilt.