Aktien-Ausverkauf in Tokio. | Euro bleibt auf niedrigem Kurs. | OPEC kürzt Fördermenge. | Tokio. Die wachsenden Rezessionsängste lassen die Aktienmärkte nicht zur Ruhe kommen. Der Nikkei-Index stürzte am Freitag um 9,6 Prozent ab und schloss bei nur noch 7.649.08 Punkten. Der ATX gerät um 9,7% ins Minus, der DAX um 10,01%. An der Wall Street wurden dieses Jahr bereits mehr als 110.000 Mitarbeiter entlassen. | Der Weg in die 'Great Depression'
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Die Wirtschaftsflaute wird in den USA immer deutlicher auf dem Arbeitsmarkt sichtbar. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung stieg nach Regierungsangaben in der vergangenen Woche um 15.000 auf 478.000. Schon ab 400.000 geht man von einer Rezession aus. Die Arbeitslosenquote beträgt derzeit 6,1 Prozent. In der Wirtschaftskrise 1991/92 waren es 7,8 und 1982 sogar mehr als 10 Prozent. Zu den Firmen, die Arbeitsplätze abbauen wollen, gehören große Namen wie Goldman Sachs, Xerox oder Chrysler.
Eine erste Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal soll in einer Woche veröffentlicht werden. Experten gehen davon aus, dass die Leistung der größten Volkswirtschaft der Welt um 0,5 Prozent sank. Diese Entwicklung soll sich mindestens bis ins erste Quartal 2009 fortsetzen. Erschwert wird die wirtschaftliche Erholung in den USA von der Bankenkrise, wegen der Kredite schwerer zu bekommen sind.
Die Finanzkrise hat an der Wall Street in diesem Jahr bereits zur Entlassung von über 110.000 Mitarbeitern geführt. Experten erwarten, dass diese Zahl in den letzten Wochen des Jahres noch auf 200.000 steigen könnte. "Die Wall Street, wie wir sie kennen, gibt es ehrlich gesagt nicht mehr", sagte der Wirtschaftswissenschaftler Michael Williams vom Touro College in New York. Es gebe nicht mehr genug Geld, um die riesigen Mitarbeiterstäbe zu bezahlen, die sich die Investmentbanken und andere Geldhäuser geleistet hätten.
Williams und andere Analysten glauben, dass die US-Finanzindustrie vor der größten Entlassungswelle seit der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren steht. Bis zum zweiten Quartal 2009 rechnet Williams mit insgesamt 250.000 Entlassungen.
US-Regierung will Hausbesitzern helfen
Die US-Regierung denkt über eine mögliche Hilfe für die im Zuge der Hypothekenkrise verschuldeten Hausbesitzer nach. Wie die Vorsitzende der US-Einlagensicherungsbehörde FDIC, Sheila Bair, nach US-Medienangaben am Donnerstag vor dem für Banken zuständigen Komitee des US-Senats sagte, hoffe man damit die Hypothekengeber zur Neuverhandlung der Kreditbedingungen zu bewegen. Ziel sei es, weitere Kündigungen von Hypotheken abzuwenden.
Das kürzlich verabschiedete Rettungspaket für die Finanzbranche schließe auch Befugnisse in dieser Hinsicht für das Finanzministerium ein. Wie die "Washington Post" weiter berichtete, arbeite das Finanzministerium noch daran, wie ein solches Programm umgesetzt werden könnte. Das Ministerium tue alles, um Hypothekenkündigungen zu vermeiden.
OPEC kürzt Fördermenge um 1,5 Mio. Barrel täglich
Die OPEC kürzt ihre Fördermenge per 1. November um 1,5 Mio. Barrel pro Tag. Das teilten die Ölminister aus Saudi-Arabien und Libyen nach der Sondersitzung in Wien mit. Ein Barrel fasst 159 Liter, damit sinkt die tägliche Ölfördermenge der 13 OPEC-Staaten um insgesamt rund 239 Mio. Liter.
Der Preis für Rohöl sank in den vergangenen Monaten von rund 140 US-Dollar pro Barrel auf etwa 60 Euro. Das Ölförderkartell will mit der Senkung der Fördermenge den rasanten Preisverfall bei Erdöl abbremsen. Der US-Ölpreis sank aber nach der OPEC-Entscheidung weiter auf einen Tagestiefstwert von 63,05 Dollar/Barrel.
Euro erholt sich nicht
Der Euro hat sich am Freitag kaum von seinem Zwei-Jahres-Tief zum Dollar erholt. Am Morgen kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,2788 Dollar und damit nur etwas mehr als bei dem an den Vortagen erreichten Zwei-Jahres-Tief. Der Dollar war 0,7819 Euro wert. In der Nacht zum Freitag war der Euro zwischenzeitlich bis auf 1,3005 Dollar geklettert. Im Verlauf büßte der Euro die Gewinne aber wieder ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,2810 (Mittwoch: 1,2843) Dollar festgesetzt.
Nowotny: Das Schlimmste ist überstanden
In der Finanzkrise ist nach den Worten des Notenbank-Präsidenten und EZB-Ratsmitglieds Ewald Nowotny das Schlimmste inzwischen überstanden. Die Möglichkeit einer längeren Rezession in Europa könne aber weitere Zinssenkungen erfordern, sagte Nowotny laut Reuters dem Sender CNBC in einem Interview, das am Freitag ausgestrahlt werden soll.
Die vergangene Woche habe den Wendepunkt in der Finanzkrise markiert. Die Finanzmärkte seien nun zuversichtlicher. Dies sei auf Krisen-Instrumente zurückzuführen, die die Regierungen und Zentralbanken eingesetzt hätten. Einige wirtschaftliche Vorhersagen würden aber angesichts der jüngsten Turbulenzen auf eine langwierige Rezession hindeuten. Wachstumsraten würden wohl sinken und die Zahl der Arbeitslosen steigen.
Auf die Frage, ob die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter senken könnte, sagte Nowotny, die EZB habe sich im vergangenen Jahr zurückgehalten, "und nun haben wir Munition zum verschießen".