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Washington sucht Rückendeckung bei Verbündeten. | Washington/Teheran. Die mangelnde Zusammenarbeit Teherans mit der IAEO veranlasst US-Präsident George W. Bush alternative Optionen in Erwägung zu ziehen: Die US-Regierung bereitet ihre wichtigsten Partner im Nahen Osten in Geheimgesprächen auf einen möglichen Luftangriff gegen Ziele im Iran vor.
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Das bestätigten westliche Sicherheitskreise der Nachrichtenagentur ddp. Nach diesen Angaben soll CIA-Chef Porter Goss letzte Woche in Ankara Ministerpräsident Erdogan darum ersucht haben, die nach derzeitigem Stand für 2006 geplanten Luftangriffe auf iranische Nuklear- und Militäranlagen mit "rückhaltlosem Austausch" geheimdienstlicher Informationen zu unterstützen. Darüber hinaus sollen auch die Regierungen in Saudi-Arabien, Jordanien, Oman und Pakistan im Ansatz über die Militärpläne unterrichtet worden sein. Dabei seien die Luftangriffe als "mögliche Option" bezeichnet, ein konkreter Zeitpunkt jedoch nicht genannt worden. CIA-Chef Goss soll türkischen Sicherheitsbehörden auch drei Dossiers übergeben haben, von denen eines angeblich belege, dass Teheran mit der Terrororganisation Al-Kaida kooperiere.
Türkei als Alliierter
Für Washington ist die Türkei der wichtigste Verbündete in der Region. Daher wird der rege Austausch auf höchster Ebene forciert. Wenige Tage vor dem CIA-Chef hatte FBI-Direktor Robert Mueller Ankara zwecks Informationsaustausch besucht. Der türkische Generalstabschef Yasar Buyukanit wurde bei einem Aufenthalt in Washington darum ersucht, die türkische Armee "mittelfristig" auf einen möglichen amerikanischen Militärschlag gegen Ziele im Iran vorzubereiten und auch NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, der als enger Verbündeter Washingtons gilt, soll informiert worden sein. Nach Auffassung deutscher Militärkreise könnten in Diego Garcia im Indischen Ozean stationierte amerikanische Langstreckenbomber gemeinsam mit am Golf operierenden Flottenverbänden den Überraschungsangriff ausführen.
Unterdessen meldete sich am Wochenende auch der Iran zu Wort: Man werde den Anspruch auf Atomenergie "bis zum letzten Blutstropfen verteidigen", sagte Ahmad Khatami beim Freitagsgebet. Der Westen solle sich daran erinnern, dass die Iraner während des Iran-Irak-Krieges von 1980 bis 1988 ihr Land bis auf den letzten Meter verteidigt hätten. Genauso werde es auch im Streit um das iranische Atomprogramm sein, stellte der Imam klar.
Er war vor knapp einer Woche vom geistlichen Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, zum Obersten Verantwortlichen der Freitagsgebete in der Hauptstadt ernannt worden.
Die Haltung des Gottesstaates im Atomstreit ist also unnachgiebig: Es sei "klar, dass wir alle Vorschläge und Pläne positiv aufnehmen, die das Recht der Islamischen Republik auf Urananreicherung auf eigenem Boden anerkennen", sagte Außenamtssprecher Hamid Reza Asefi. Wenn dieses Recht anerkannt werde, werde Teheran in die Pläne einwilligen, wenn nicht, würden sie abgelehnt.
Moskau hatte sein Angebot erneuert, die iranische Urananreicherung in Russland vorzunehmen. Die russische Botschaft in Teheran habe den örtlichen Behörden eine entsprechende Mitteilung zukommen lassen, erklärte das russische Außenministerium. Es handle sich um Russlands Beitrag zur Suche nach einer Lösung des Atomstreits auf diplomatischem und politischen Wege. Der Iran und das EU-Vermittlertrio hatten sich am vergangenen Mittwoch in Wien auf eine Fortsetzung der Wiederaufnahme-Gespräche im Jänner geeinigt.