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Am Rande des Informationsseminars "USA Forum" am Dienstag in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) verwies der österreichische Handelsdelegierte in New York, Bruno Freytag, auf die guten Marktchancen in den USA - und zwar sowohl Exporte als auch Investitionen betreffend. Die WKÖ-Außenwirtschaftsorganisation bietet nun ein neues Serviceprogramm an, das heimische Unternehmen beim Markteinstieg unterstützt und bis zu einem Jahr begleitet.
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Österreichische Firmen würden zunehmend Interesse an Investitionen in den USA zeigen. Diese haben nach Angaben des Washingtoner Bureau of Economic Analysis per Ende 2000 ein Volumen von 3,17 Mrd. Dollar erreicht (US-Investitionen in Österreich: rund 3 Mrd. Dollar). 380 österreichische Firmen hätten Niederlassungen in den USA, berichtet Freytag.
Externe Beratungsleistungen zur Vorbereitung und Betreuung von Direktinvestitionen, Beteiligungen oder sonstigen Investitionen für heimische Klein- und Mittelbetriebe werden von der Bürges Bank in Kooperation mit der Finanzierungs Garantie Gesellschaft FGG gefördert. Die Außenhandelsstellen (AHSt) setzen im Rahmen des Programmes "Export Support" nach: Geboten werden Erstberatung ("Export-fit"-Analyse), Marktübersicht, Marktanalyse sowie Geschäftspartnersuche, Rechtsinformation, Strategieberatung, Abwicklungsunterstützung und eine umfassende Projektbetreuung.
Bis zu einem Jahr unterstützen die AHSt exportwillige Unternehmen auf dem neuen Markt. Und das wird auch etwas kosten: Abgerechnet wird nach Zeitaufwand, berechnet werden 800 Euro pro 8-Stunden-Arbeitstag. "Nicht viel", sagt Freytag, verglichen mit rund 300 Dollar Stundensatz für einen US-Berater.
Trendsektor Medizintechnik
Österreichs drittgrößter Handelspartner USA stelle "einen riesigen Markt mit guten Geschäftschancen dar", sagt der Handelsdelegierte: "Aber man muss von Anfang an alles richtig machen". Die ideale Erfolgsmischung bestünde "aus einem österreichischen Techniker, einem europäischen Finanzmann und einem amerikanischen Marketingexperten".
Denn auch in den USA herrsche ein Fachkräfte- und Know-How-Bedarf. Österreich würde nach wie vor mit Maschinenbau und Ausrüstung, Kfz- und Luftfahrt-Zulieferungen punkten. Exportchancen der Zukunft ortet Freytag zudem etwa in Verfahrenstechniken, im steigenden Trend liege auch der Medizin-Sektor - "Österreich hat in Medizintechnik viel zu bieten" - und das gehobene Unterrichtswesen: "In diese Richtung verändert sich auch der US-Arbeitsmarkt." Die aus der "geplatzten dot-com-Blase" frei gewordenen Arbeitskräfte würden in diesen Sektoren neue Jobs finden. Nur kleine Handelshindernisse sieht Freytag in den speziellen US-Anforderungen etwa bei Produktkennzeichnung und -haftung oder in den "eher teuren" geforderten Tests etwa bei der Lieferung elektrischer Geräte in die USA. All diese Faktoren seien aber "in den Griff zu kriegen" - mit entsprechendem Rechtsbeistand.
Sehr positiv wirke der schwache Euro auf die Exporte in die USA. Starke negative Auswirkungen seien aber auch bei einem langfristig erstarkten Euro nicht zu erwarten, meint der Handelsdelegierte: "So schnell wird ein Lieferant, mit dem man zufrieden ist, nicht ausgetauscht". Politische Ereignisse - wie die vergangenen EU-Sanktionen oder der aktuelle Nahost-Konflikt - hätten "nur in Ausnahmefällen" Auswirkungen: Geschäfte erweisen sich als "politikresistent".
Eine Annäherung ortet Freytag "mentalitätsbezogen". Strukturelle Unterschiede bestünden in der Geldpolitik - "Die EU verfolgt Inflations-traumatisiert Preisstabilität, die USA Wachstum, geprägt vom Schock der Weltwirtschaftskrise" - oder in der Einstellung Arbeitnehmern gegenüber: "US-Mitarbeiter in österreichischen Niederlassungen können nicht fassen, dass ein Unternehmen in Ausbildung und Mitarbeiterbindung setzt" - zu sehr seien sie an ihren "hire & fire"-Alltag gewöhnt.
2001 stiegen die österreichischen Exporte in die USA um 12,4% auf 3,9 Mrd. Dollar (Importe: plus 2,7% auf 4,2 Mrd. Dollar). Freytag rechnet auch für heuer "mit zweistelligen Zuwachsraten". Die USA würden die "Wachstumslokomotive der Welt" bleiben, ist Freytag überzeugt. Für heuer winken - den Handel begünstigende - 3% Wachstum.