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Der gewaltige Hurrikan "Katrina" vor der US-Küste hat den US-Ölpreis am Montag erstmals über 70 Dollar getrieben. Ein Fass (159 Liter) leichtes US-Öl der Sorte WTI kletterte im asiatischen Handel in der Spitze auf 70,80 Dollar, nachdem die US-Ölgesellschaften am Golf von Mexiko wegen des Sturms ihre Produktion teilweise eingestellt haben.
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Die Produktion im Golf wurde nach Angaben der Gesellschaften um 633.000 Barrel heruntergefahren, das sind etwa 42 Prozent der Fördermenge. Zahlreiche Ölplattformen waren wegen des Hurrikans evakuiert worden.
Im Verlauf des Handels fiel die Notierung auf 69,87 Dollar, das waren allerdings immer noch 3,74 Dollar mehr als zum Handelsschluss am Freitag. Die erst am vergangenen Donnerstag erreichte Rekordmarke von 68,00 Dollar wurde damit deutlich übertroffen.
Am Markt stehen wegen möglicher Zerstörungen durch den Hurrikan die Auswirkungen auf die Ölproduktion und Versorgungslage in den USA mit Benzin und Rohöl im Blick. Der gewaltige Hurrikan "Katrina" näherte sich in der Nacht immer weiter der südöstlichen Küste am Golf von Mexiko.
Händler fürchteten, der Hurrikan könnte schwere Schäden an den Ölförderanlagen im Golf von Mexiko anrichten. Dadurch würde sich die ohnehin angespannte Lage bei der Ölversorgung weiter verschärfen. Schwerwiegender ist nach Einschätzung von Experten allerdings, dass der Hurrikan auch Raffinerien in der Region stilllegen könnte. Dies würde die Benzinpreise deutlich erhöhen.
Auf den Golf von Mexiko entfällt ein Viertel der amerikanischen Erdgas- und ein Drittel der Ölförderung. Damit ist der Golf von Mexiko für die US-Ölversorgung wichtiger als Alaska. Außerdem läuft auch ein großer Teil der US-Ölimporte über die Golfhäfen. In den US-Bundesstaaten am Golf befinden sich darüber hinaus zahlreiche Raffinerien, in Texas, Louisiana, Alabama und Mississippi zudem eine Reihe großer petrochemischer Werke.
Angesichts der hohen Auslastung der US-Raffinerien halten einige Experten einen weiteren Ölpreisschub auf über 80 Dollar je Barrel für nicht mehr ausgeschlossen. Ökonomen befürchten, dass die Ölpreise in diesen Regionen das Wirtschaftswachstum spürbar dämpfen könnten, denn der hohe Ölpreis drückt auf die Stimmung der Verbraucher. Der Konsum ist nach wie vor die Hauptstütze für das US-Wirtschaftswachstum.
Der hohe Rohöl-Preis bereitet unterdessen auch der OPEC Sorgen. Der Präsident der Organisation Erdöl exportierender Länder, der kuwaitische Ölminister Scheich Ahmed Fahd Al Ahmed Al Sabah, erklärte am Sonntag, die OPEC werde bei ihrem Treffen am 19. September in Wien mehrere Optionen prüfen, um die Preise auf einem gemäßigten Niveau zu halten. Ende letzter Woche war der Preis für ein Barrel in New York vorübergehend auf fast 68 Dollar gestiegen. Der Minister erklärte, der Preis spiegle nicht die fundamentalen Daten des Marktes wider. Die Lager seien voll und die OPEC fördere täglich 1,5 Mio. Barrel mehr als benötigt, so der Präsident des Ölkartells.
Auch die internationalen Kapitalmärkte haben am Montag mit Besorgnis auf die neuen Rekord-Ölpreise reagiert. Der Nikkei-Index in Tokio gab am Montag um 129,65 Punkte oder 1,04 Prozent auf 12.309,83 Zähler nach. Der deutsche Leitindex DAX fiel in den ersten Handelsminuten um 1,10 Prozent auf 4.731 Punkte. Der US-Dollar gab gegenüber dem Euro weiter nach. Am Montagvormittag lag der Kurs der Gemeinschaftswährung bei 1,2316 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,2307 (Donnerstag: 1,2272) Dollar festgesetzt.