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Washington hat 180 Tage Zeit, die Truppen zu verlegen. | Schwerer Schlag für Nachschubroute nach Afghanistan. | Moskau. Die Luft in Zentralasien wird dünn für Washington. Nach zweiwöchiger Beratung stimmte das kirgisische Parlament dem Regierungsbeschluss über die Schließung der US-Luftwaffenbasis Manas nahe der Hauptstadt Bischkek mit nur einer Gegenstimme zu. Anfang Februar hatte Präsident Kurmanbek Bakijew diesen Schritt anlässlich seines Besuches in Moskau angekündigt.
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Der Ort war wohl nicht zufällig gewählt. Russland, das selbst einen Stützpunkt in Kirgistan unterhält, ist die US-Basis seit langem ein Dorn im Auge. Und nun hat Moskau dem bitterarmen Gebirgsstaat ein verführerisches Angebot gemacht: Wirtschaftshilfe von über zwei Milliarden Dollar sowie einen vollständigen Schuldenerlass von 180 Millionen Dollar.
Ein Kreml-Coup
Auch wenn der Kreml einen Zusammenhang zwischen seiner Großzügigkeit und dem Wirbel um die US-Basis offiziell abstreitet, sind sich Beobachter einig, dass Moskau den Abzugsentscheid der kirgisischen Regierung mit Dollar-Krediten erkaufen möchte.
Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Bakijew unter das vom Parlament am Donnerstag verabschiedete Gesetz. Nach seinem Inkrafttreten bleiben den USA 180 Tage Zeit, den Stützpunkt zu räumen. Angesichts der Wichtigkeit des Versorgungsknotens für die Operationen in Afghanistan ist nicht auszuschließen, dass Washington mit Bischkek oder mit Moskau zu neuen Kompromissen bereit ist, um die Schließung des Stützpunktes doch noch abzuwenden.
Strategische Bedeutung
Für Kirgistan scheint alles eine Frage des Geldes respektive der Höhe des US-Beitrags für die Nutzung der Militärbasis zu sein: "Wir haben keinerlei politische Differenzen mit den USA, es geht nur um die wirtschaftliche Komponente", sagte Bakijew diese Woche. Russland hingegen will seinen geopolitischen Einfluss im ressourcenreichen Zentralasien stärken. Moskau weiß um die erhöhte Bedeutung der Region für den Nato-Nachschub nach Afghanistan, nachdem die Route durch Pakistan zunehmend Ziel von Taliban-Attacken geworden ist. Der Beschluss von US-Präsident Barack Obama, 17.000 weitere Soldaten nach Afghanistan zu schicken, erhöht die Dringlichkeit der Versorgungsfrage zusätzlich.
Moskau bot den USA zuletzt als Alternative an, nichtmilitärische Güter durch Russland nach Kabul zu befördern. US-Verteidigungsminister Robert Gates warf dem Kreml daraufhin Doppelbödigkeit vor.
Um die Transitroute durch Russland zu umgehen, sucht Washington derzeit fieberhaft nach alternativen Lösungen. Hohe US-Militärs besuchten diese Woche die ehemaligen Sowjetrepubliken Usbekistan und Tadschikistan. Die Informationen über den Verlauf dieser Verhandlungen sind jedoch widersprüchlich. Der tadschikische Präsident Emomali Rachmon hat zwar Bereitschaft für eine verstärkte Zusammenarbeit signalisiert. Doch Moskau verfügt auch in Afghanistans nördlichem Nachbarstaat über eine Militärbasis: "Wir müssten den Entscheid über einen US-Stützpunkt mit Russland absprechen", meinte der tadschikische Politologe Musaffar Olimow denn auch gegenüber dem Internetportal eurasianet.org.