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USA planen ein Mammutradio für die gesamte islamische Welt

Von Roland Hofwiler

Politik

Das Terrorregime der Taliban ist hinweggefegt, doch der Kampf gegen den Terrorismus noch nicht gewonnen. Auch nicht ideologisch, sagen die Amerikaner und rüsten zur Propagandaschlacht gegen den islamischen Fundamentalismus: Ein neuer Mammutsender unter dem Namen "Free Muslim World" soll ab dem kommenden Jahr rund um die Uhr Radio- und Fernsehprogramme für die islamische Welt ausstrahlen, in 26 Sprachen und mit Programmblöcken für etwa 40 Staaten, von Marokko über Afghanistan bis zu den Philippinen.


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Mit einem Mix aus Politik und Rockmusik wollen die Amerikaner weltweit an die 500 Muslime anlocken, meist jugendliche Hörer zwischen 15 und 30 Jahren. Für Afghanistan ist diesem Medienszenario zufolge ein Subsender unter dem Namen "Radio Free Afghanistan" vorgesehen.

Finanzieren wollen die USA ihre Weltradio-Träume allerdings nicht allein. In London und Paris will man aber die Neuauflage eines Kalten-Krieg-Senders im Stil von "Radio Free Europe/Radio Liberty" mit allen Mitteln verhindern. Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs war die "Freie Stimme" - von den USA konzipiert für knapp 300 Millionen Hörer im sowjetischen Machtbereich - alles andere als ausgeglichen und objektiv.

Vor allem bei der BBC befürchtet man nun, ein Kalter Medienkrieg gegen die islamische Welt könnte verheerende Folgen mit sich bringen. Undurchsichtig ist dabei jedoch das Spiel der eigenen Regierung. Seit dem 27. November residiert in London offiziell eine Rundfunkstation unter dem Namen "Stimme Afghanistans", die täglich auf Kurzwelle eine Sendung für die Menschen in Kabul ausstrahlt. Fast heimlich ging die Radiogründung vor sich. Und schier unglaublich klingt die Geschichte, dass hinter dem Projekt nur der 32-jährige Geschäftsmann Said Jalal Karim stecken soll, der vor einigen Jahren als afghanischer Gastarbeiter nach Saudi-Arabien kam und dort in Windeseile zum Millionär wurde. Er gibt sich bewusst medienscheu, und die offiziell registrierte Internetseite lässt sich nicht öffnen.

Weshalb andererseits in Kabul bis heute Radio und Fernsehen über das Stadium von Testsendungen nicht hinauskommen, überrascht alle Experten. Seit dem Sieg über die Taliban vor immerhin drei Wochen ist "Radio Afghanistan" noch immer nicht über die Stadtgrenzen Kabuls hinaus zu hören. Und auch die kurzen Programme von "TV Afghanistan" erreichen nur wenige Haushalte.

Da klingt es wie Hohn, dass ausgerechnet Moskau, das einst Afghanistan den Krieg erklärte und die US-Sendungen von "Free Europe" mit starken Störsendern zu unterbinden suchte, nun allen Seiten anbietet, diese Sendeanlagen jedem zur Verfügung zu stellen, der sich am Aufbau eines modernen Fernseh- und Radionetzes in Afghanistan beteiligen möchte. Die Anlagen könnten schnell wieder in Betrieb genommen werden und damit wäre in jedem afghanischen Dorf ein optimaler Rundfunkempfang gesichert. Man darf gespannt sein, wer den ersten Zugriff erhält, Radio France International, die britische BBC - oder doch die Amerikaner?