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USA pumpen mehr Mais in den Tank

Von Konstanze Walther

Wirtschaft
Nach der Entscheidung der US-Umweltbehörde, den aus Mais hergestellten Ethanol-Gehalt in Benzin zu erhöhen, werden Nahrungsmittel noch knapper - und teurer.
© corbis

Experten rechnen mit Verknappung der Agrar-Ressourcen. | In Asien wächst Fleisch-Nachfrage. | Wien/Frankfurt. Der Weizenpreis hat sich innerhalb der letzten sechs Monate fast verdoppelt. Mais ist so teuer wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der Zuckerpreis hat sich sogar mehr als verdoppelt. Der Preisanstieg bei den Agrar-Rohstoffen lässt sich nicht allein mit der Schwäche des US-Dollars erklären. "Die Ursachen sind heterogen", erklärt Eugen Weinberg, Rohstoff-Analyst bei der Commerzbank in Frankfurt.


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In den USA hat vor einigen Wochen die Umweltbehörde zugestimmt, dass der Ethanol-Gehalt in Benzin von 10 auf 15 Prozent erhöht wird. Und Ethanol wird aus Mais hergestellt. Schon jetzt fließen 40 Prozent der Mais-Produktion in den USA in den Autotank. "Bald werden es 50 Prozent sein", schätzt Weinberg. Und er geht von einer Kettenreaktion aus: Dann werden mehr Flächen für Mais verwendet werden und weniger für den Anbau von anderem Getreide, das durch die Verknappung wiederum teurer wird.

Den Preisanstieg bei Zucker sieht Weinberg nicht dramatisch: Davor habe sich der Preis im Mai halbiert, da mit einer guten Ernte in Indien, dem zweitgrößten Zuckerproduzenten (nach Brasilien), gerechnet worden ist. Doch die Ernte ist nicht so gut ausgefallen, Indien hat die Exporte merklich gedrosselt. Spekulationen auf den Agrarmärkten spielen laut Weinberg bei dem momentanen Preisanstieg nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Versorgungsengpässe

Anders sieht es der Ökonom Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS). "Wenn sich der Weizenpreis verdoppelt, dann ist der spekulative Teil nicht gering zu schätzen." Allerdings erinnert Felderer daran, dass durch die Brände in Russland im Sommer die Weizenproduzenten einen empfindlichen Ausfall hinnehmen mussten.

Doch selbst wenn wieder gute Ernten kommen: Längerfristig werden sich die Preise für Agrar-Rohstoffe verteuern. Davon gehen alle Experten im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" aus. "Es ist eine generelle Verknappung zu beobachten", erklärt Franz Sinabell, Agrar-Experte vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. "Die Versorgungslage ist angespannt. Jetzt wiederholt sich, wenn auch nicht ganz, die Situation von 2007/2008. Ich glaube, dass die Hungerkatastrophen diesmal nicht so schlimm ausfallen werden. Aber es ist bemerkenswert, dass nur drei Jahre dazwischen liegen", meint Sinabell: Damit zeichne sich ein Trend ab. Laut OECD und der UN-Organisation FAO wächst die Weltbevölkerung und damit die Nachfrage nach Agrar-Gütern ungebrochen. Vor allem Asien bereitet den Agrar-Experten weltweit Kopfzerbrechen. "In Asien wächst vor allem die Nachfrage nach Fleisch. Mehr Fleisch bedeutet aber wiederum mehr Futtermittel. Für ein Kilo Rind braucht man 10 Kilo Futtermittel", rechnet Eugen Weinberg vor.